SBB Swiss-Express: Trix 18721 / 18720
Der Schweizer Swiss-Express
Die Einheitswagen vom Typ III, wie sie offiziell heißen, erschienen 1975 im neuen Schnellzugskonzept zur Eröffnung der Heitersberglinie. Schon drei Jahre vorher wurden vier Prototypen zum 125-Jahr-Jubiläum vorgestellt. Insgesamt wurden bei der einheimischen Wagenbauindustrie bestellt:
25 Wagen 1. Klasse (A)
35 Wagen 2. Klasse (B)
6 Speisewagen (WR)
6 Wagen 1. Klasse (Seitengang) und Gepäckabteil (AD)
Je ein Wagen der 1. Klasse und der 2. Klasse gingen infolge eines Brandes in Genf bzw. Rangierunfalls in St. Gallen verloren.
Aus diesem Material wurden vier Kompositionen zu je 14 Wagen formiert, von denen drei täglich mehrmals auf der Ost-West-Transversalen pendelten. Die vierte blieb als Reserve in Genf stationiert, kam jedoch vor allem am Wochenende für Extraleistungen und Doppelführungen (letztmals MUBA 86) zum Einsatz. Das Angebot betrug rund 260 Plätze in der 1. und 500 Plätze in der 2. Klasse. Die Züge galten damals als Paradepferde im Schnellzugsverkehr und wiesen verschiedene Neuerungen auf:
• Erstmals wurde auch im Inlandverkehr und auch in der 2. Klasse klimatisiertes Wagenmaterial an geboten, was in den Fahrplänen mit Sternchenbezeichnung stolz erwähnt wurde.
• Statt Gummiwulsten erschienen tunnelartige Übergänge zwischen den Wagen. Die innere Zirkulation wurde durch automatische Türen erleichtert.
• Eine elektropneumatische Steuerung erlaubte ein gleichzeitiges Ansprechen aller Bremsapparate. Zuerst trat die Scheibenbremse und nur bei verstärkter Bremsung auch die Klotzbremse in Aktion. Der Geräuschpegel wurde dadurch wesentlich vermindert.
• Für Invalide war in den AD-Wagen, die stets am Zugsende Richtung Zürich zu finden waren, ein besonderes Abteil eingerichtet.
• Eine Lautsprecheranlage mit vorbereiteten Texten (ab Tonband) ermöglichte die Orientierung über den nächsten Haltebahnhof und die Aufenthaltszeit. Mancher Reisende mag beim Aussteigen das zur angenehmen Stimme gehörende nette Fräulein gesucht haben . . . (Kondukteusen gab‘s damals noch nicht)! Anfänglich wurde diese Anlage auch zur dosierten Musikberieselung eingesetzt, bis entsprechende Reklamationen wieder zum Verzicht zwangen.
Die EW III waren für späteren Einbau einer Querneigevorrichtung eingerichtet und hatten deshalb eine charakteristische, nach oben schmaler werdende Profilform. Mit dieser Vorrichtung sollten die teils unangenehmen Erscheinungen der Fliehkraft im kurvenreichen Netz gemildert werden. Nach mehrjährigen Versuchen (1A, 1B, 1AD, 1WR ab 1974) wurde jedoch auf den AD kostspieligen Einbau verzichtet.
Betrieblich gesehen war die wichtigste Neuerung jedoch die Einführung der automatischen Zug- und Druck-Kupplung (AZDK), sozusagen im Schweizer Alleingang, da sich die Zusammenarbeit mit den übrigen europäischen Bahnen in diesem Punkt immer wieder verzögerte. Die EW III haben wohl noch normale Puffer; jedoch anstelle der Schraubenkupplung eine beim Andrücken automatisch einklinkende Vorrichtung. Diese Abweichung hatte jedoch auch wieder Nachteile. So konnten nicht einfach beliebige Verstärkungswagen angehängt werden — Zürich konnte, wie man zu sagen pflegt, „keine Spitze mehr drauf stellen“. Ebenso entfielen die am Bahnsteigende auf gestellten „i. B.“-Wagen, die in Bereitschaft standen und erst bei genügender Frequenz auf Weisung des Perronsouschefs angehängt wurden. Für einige Züge mussten für Gruppenreisen sogar Einschränkungen erlassen werden. Geschätzt wurde jedoch die durchgehende Nummerierung der Wagen.
Für die Beförderung dieser Züge mussten acht Lokomotiven des Typs Re 4/4“ technisch und farblich angepasst werden; alle gehörten dem Depot Zürich an und sind der Hauptwerkstätte Bellinzona zugeteilt: 11103, 11106, 11108, 11109, 11121, 11132, 11133 und 11141. Erstmals erschien dabei das neue Signet mit den sich kreuzenden Pfeilsymbolen. Mit einem zusätzlichen Übergangsstück konnte im Notfall eine weitere Lok, zum Beispiel zum Abschleppen, vorgespannt werden. Doppeltraktion von zwei Swiss-Express-Lok kam selten vor und war auch betrieblich (wegen der Bahnsteiglänge in gewissen Bahnhöfen) nicht immer erwünscht. Immerhin mussten für diesen Fall die Stromabnehmer aller genannten Maschinen auf der „Seite Zürich“ stehen.
Wie erwähnt, sind die EW III mit einer Klimaanlage ausgerüstet. Das Mehrgewicht von etwa 5 t pro Wagen versuchte man durch ein möglichst leichtes Fahrzeug in Aluminium zu kompensieren und erreichte so ein Gewicht von 29 t (Prototypen 30 t). Es wurde ausgerechnet, daß sogar auf der Flachlandstrecke Zürich — Genf ein gesamter Höhenunterschied von 840 m zu überwinden war, während der Höhenunterschied zwischen den beiden Städten nur 17 m beträgt. Zusammen mit der automatischen Kupplung war es gerade die Leichtmetallbauweise, die später immer wieder zu Problemen führte und den Fahrkomfort nicht gerade steigerte (Vibrationen). So hörte man neben dem rasch eingebürgerten „Swiss-Express“ auch den boshafteren Spottnamen „Rucki Zucki“, bedingt durch die Längszuckungen vor allem beim Anfahren und Bremsen. Unrühmlich bekannt sind auch die durch den Flugschnee entstandenen Schwierigkeiten der ersten Winter, die oft zum Abtauen der „roten“ Kompositionen in geheizten Hallen und zum Einsatz von „grünen“ Schnellzügen zwangen. Durch technische Änderungen ließen sich jedoch diese Mängel beheben, ebenso das Problem der Adhäsion im Herbst und Winter auf der 20 Promille-Rampe Rorschach — St. Gallen durch Stellen einer Vorspannlok an Einzeltagen. Nachdem bereits 1985 eine Komposition durch EW IV ersetzt wurde, leisteten die übrigen beiden Umläufe St. Gallen — Genf — Rorschach immerhin täglich noch je 1123 km, was einem „Rund-um-die-Welt-in-36 Tagen“ entspricht. Für Versuchsfahrten gelangten EW III bis nach Norwegen.
Spät in ihrer Karriere erhielten die EW III noch zwei kundenfreundliche Neuerungen. Der Wagen 2. Klasse am einen Ende wurde zum Familienwagen erklärt, wo es auch einmal etwas lauter zu und her gehen durfte, während im AD-Wagen am anderen Zugsende im Ruheabteil für arbeitende Geschäftsreisende genau das Gegenteil erwünscht war. Die Bauart EW III wurde nicht mehr nachgebaut; inzwischen hatte sich der 10 t schwerere EW IV die Gunst der Reisenden erobert. Dieser Wagentyp hat nun auch in der Formation D, 4A, WR, 7B die letzten beiden Swiss Express-Kompositionen abgelöst. Als vorläufig letzte Einsätze wurden am 2. April 1986 die Züge 139 und 142 geführt. Die Endbahnhöfe Rorschach und Genf wechselten danach die Garnituren aus, und ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Ost-West-Schnellzüge ist damit abgeschlossen.
Die EW III werden umgebaut und (ohne WR) in ganzen Blöcken auf der Linie Bern — Langnau — Luzern — Zürich—Flughafen eingesetzt. Unter sich bleiben sie mit der automatischen Kupplung verbunden, an der Spitze und am Schluss wird wieder die herkömmliche Schraubenkupplung erscheinen und eine freizügige Verwendung von Lok und Zusatzwagen gestatten. Zur Erleichterung des Richtungswechsels werden die Steuerwagen Bt am einen Ende und die AD (mit vergrößertem Gepäckabteil) am andern Ende mit der Vielfachsteuerleitung III d ausgerüstet. Innerhalb des EW-III-Wagenblockes werden die Befehle mit einer speziellen Dolmetschersteuerung über die vorhandene Leitung System V geleitet; somit sind Pendelzüge mit beliebiger Re 4/4“ möglich. Die Speisewagen wurden farblich den EW IV angepasst und in diesen Zügen eingesetzt. Der WR 34-81 001 kam bereits Ende 1985 in solche Dienste. Er besaß immer noch die Sitzteilung 4 + 2 und die losen Einzelstühle.
Modellvorstellung
Der „Swiss Express“ findet sich als Neukonstruktion im Neuheitenprogramm 2024 von Minitrix. Der Hersteller hat den markanten Schweizer Zug in drei Teilen angekündigt. Die Lok wird eine Re 4/4″ sein, die über einen Loksound verfügt und unter der Artikelnummer 16883 zum UVP von € 329,– erhältlich sein wird. Sobald die Lok verfügbar sein wird, erfolgt auch hier die Präsentation bzw. Vorstellung.
Der Wagenzug des „Swiss Express“ wird in zwei Sets angeboten. Minitrix hat hier eine Grundpackung mit vier Modellen angekündigt, die unter der Artikelnummer 18720 erhältlich ist. Das Set besteht aus zwei 2. Klasse-Wagen, dem Speisewagen und dem 1. Klasse-Wagen mit Gepäckabteil. Das Set ist zum UVP von € 265,– erhältlich. Die genauen Daten zu den einzelnen Modellen erfolgten bei den Bildern. Darüberhinaus bietet Minitrix noch eine Ergänzungspackung mit zwei Zwischenwagen an. In diesem Set ist ein Wagen 1. Klasse und ein Wagen 2. Klasse enthalten. Der UVP für beide Modelle wurde mit € 125,– festgelegt.
Die Auslieferung der beiden Sets erfolgt in einer Kartonverpackung. Darin sind die Modelle einzeln verpackt eingeschoben und eigens beschriftet. Jedes Fahrzeug befindet sich in einem Blistereinsatz, als Schutz vor Beschädigungen wurde noch eine Folie beigepackt. Unter dem Blistereinsatz des ersten Modelles findet sich noch ein umfangreicher Schiebebildersatz für die Zuglaufschilder des Wagenzuges.
Die Modelle stellen eine Neukonstruktion der Einheitswagen III der SBB dar, welche sich vor allem in einem geänderten Wagenkasten ersichtlich macht. Auffallend für den Wagentyp sind die leicht nach außen geneigten Seitenwände, die es sonst bei keinem anderen Wagentyp in der Schweiz gibt. Die Wagenkästen sind grundsätzlich glatt ausgeführt und laufen an den Wagenecken eher kantig zu und leicht abgerundet. Dagegen sind die Türbereiche eingezogenen, teilweise sind über den Schwingflügeltüren Lüfterjalousien angebracht. Das Modell verfügt über nur wenige Gravuren, jedoch werden einzelne Teile erhaben dargestellt. Sehr gut sichtbar sind zum Beispiel die Gravuren der Gepäcktüren, aber auch die einzelnen Details beim Speisewagen. Die Türbereiche weisen feine Gravuren auf, die daneben befindlichen Griffstangen sind erhaben in der Kastenform angespritzt. Alle Fenster sind paßgenau eingesetzt und weisen einen Fenstersteg auf. Der Querschnitt der Stege dürfte allerdings zu breit sein. Das Dach ist mit dezenten Sicken versehen. Die Dachlüfter über den Einstiegstüren mit einem nach innen liegenden Versatz wurde weiter oben schon erwähnt. Die Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet, sie nehmen auch schon werkseitig montiert die Trittstufen im Türbereich auf. Der Wagenunterboden ist vollständig nachgebildet. Die Modelle sind nicht nur sauber lackiert, sondern aufwendig und sauber bedruckt. Alle Angaben sind trennscharf ausgeführt und unter Hinzunahme einer Lupe auch lesbar.
Die Modelle können nachträglich mit einer LED-Innenbeleuchtung ausgerüstet werden. Minitrix bietet diese unter der Artikelnummer 66616 an.
Bilder 18720/1
Der erste Wagen in diesem Viererset ist der kombinierte 1. Klasse-Endwagen mit dem Gepäckabteil. Das Modell ist mit den Fahrzeuganschriften AD 50 85 81-34 004-1 bedruckt. Die Revisionsdaten werden mit REV Nh 15. 5.75 bzw. Prochaine Rev 14. 3.76 angegeben.
Bilder 18720/2
Das zweite Modell betrifft den Vollspeisewagen, der seitlich den Schriftzug RESTAURANT erhalten hat. Am Dach ist ein Einholmstromabnehmer montiert. Die Wagenanschriften lauten daher auf WR 50 85 88-34 005-1. Im Revisionsraster stehen die Angaben REV Schl 21. 8.76 – Nächste Rev. 20. 6.76.
Bilder 18720/3
Der Zwischenwagen 2. Klasse ist als B 50 85 29-34 013-7 ausgeführt. Bei diesem sind die Untersuchungsdaten REV Nh 31. 5.75 – Prochaine Rev. 30 3.76 angeführt.
Bilder 18720/4
Der zweite 2. Klasse-Zwischenwagen wurde mit den Fahrzeuganschriften B 50 85 29-34 015-2 bedruckt, wobei die Angaben im Revisionsraster mit dem vorigen Modell ident sind.
Bilder 18721/1
Das Ergänzungsset besteht aus zwei Wagen. Beim Wagen 2. Klasse lauten die Fahrzeuganschriften auf B 50 85 29-34 016-0. Die Revisionsdaten sind wiederum ident zu den beiden vorigen Modellen.
Bilder 18721/2
Der 1. Klasse-Wagen befindet sich eben nur in diesem Ergänzungswagenset. Das Modell weist die Fahrzeuganschriften A 50 85 18-34 016-3 auf. Die Untersuchungsdaten sind dabei unverändert.