Liliput 133150 bis 133152 / 133154 – DB VT 614

Die Deutsche Bundesbahn ließ auf Basis des Dieseltriebwagen VT 624 einen neuen, dreiteiligen Triebwagen für den Regional- und Bezirksverkehr mit geänderter Kopfform und in einer attraktiven Farbgebung entwerfen. Das besondere bei dieser neuen Konstruktion stellt die in erster Linie erstmals in Serienfahrzeuge eingebaute gleisbogenabhängige Wagenkastensteuerung dar, die ein schnelleres Fahren in Gleisbögen zuläßt, ohne dabei den Fahrkomfort zu schmälern, und gleichzeitig zur Verkürzung der Fahrzeiten beiträgt. Zu den wesentlichen Bestandteilen dieser Wagenkastensteuerung zählt die neuartige Luftfederung der Fahrzeuge, die überdies die Laufeigenschaften der Triebwagen spürbar verbesserte. Beides, sowohl die gleisbogenabhängige Wagenkastensteuerung als auch die Luftfederung, waren in einem Triebzug der Baureihe 624 erprobt worden. Ein Triebzug der Baureihe 614 besteht aus je zwei Triebwagen und einem Mittelwagen. Insgesamt wurden 42 Fahrzeuge in Dienstgestellt, die über eine dieselhydraulische Kraftübertragung verfügen. Die ersten Fahrzeuge wurden 1972 in Dienst gestellt und wurden in Trier auf der Moselstrecke zuerst erprobt. Die Höchstgeschwindigkeit der knapp 80 m langen dreiteiligen Garnituren beträgt 140 km/h.


Modellvorstellung

Liliput mußte durch die jahrelange Ankündigungspolitik einerseits sowie durch das einhergehende Problem der rapiden Preiserhöhungen andererseits allseits massive Kritik anhören und auch einstecken. Kritik ist bekanntlich nichts schlechtes und wurde bei Liliput dahingehend positiv aufgenommen, die Geschäftspolitik dahingehend zu ändern und nur mehr jene Modelle anzukündigen, die dann auch tatsächlich geliefert werden können. Als eines dieser Fahrzeuge ist die Ankündigung des VT 614 zu nennen, den der Hersteller zur Überraschung vieler auf der Spielwarenmesse 2016 in Nürnberg vorstellte.

Die Neuheit 2016 wurde in zwei Varianten angekündigt. Als erste ist die Ausführung in der orangen/kieselgrauen Poplackierung zu nennen. Das dreiteilige Set mit der Artikelnummer 133151 für Gleichstrom und 133156 für Wechselstrom gelangte Mitte November in den Fachhandel. Die Ausführungen sind für € 337,– bzw. € 399,– erhältlich. Zudem wurde noch ein weiterer Mittelwagen unter der Artikelnummer 133161 zum UVP von € 72,– ausgeliefert.

Verpackung

Die erste Berührung mit dem Dreierset sorgt für einen Aha-Effekt. Der Zug weist ein hohes Eigengewicht auf. Die Garnitur ist in der üblichen Liliput-Kartonverpackung verpackt, darin befindet sich die eingeschobene Kartonschachtel sowie die zweifache Blisterverpackung. Der Deckel der Blisterbox ist in das untere Teil eingeklippst. Die drei Fahrzeuge liegen in Folien umwickelt und paßgenau in den Plastikausnehmen. Zwischen Blisterbox und Kartonschachtel liegt eine deutsche bzw. englische Betriebsanleitung, das Ersatzteilblatt und ein Hinweisblatt zum Einbau eines Lautsprechers.

Technik

Die modellbahnmäßigen Antriebskomponenten verteilen sich auf beide Triebköpfe, die jedoch autark funktionieren. Die technischen Komponenten verstecken sich unterhalb des Plastikgehäuses. Dieses sitzt sehr stramm am Fahrzeugrahmen auf, sodaß das Abziehen trotz des Auseinanderziehens der Seitenwände beim Triebdrehgestell als weitere Maßnahme das gleichzeitige Hinausziehen des Fahrzeugrahmens erfordert. Das vordere Drehgestelle beim Führerstand ist motorisiert. Liliput hat einen kleinen Motor samt großer Schwungmasse mit dünnem Querschnitt verbaut. Die Kraftübertragung erfolgt einseitig über eine Welle und die Zahnräder auf das jeweils vordere Triebdrehgestelle des Motorwagens. Die Triebdrehgestelle dienen als Antrieb für das Fahrzeug, dabei ist der zweite Radsatz mit zwei Haftreifen bestückt. Alle anderen Drehgestelle sind als reine Laufdrehgestelle ausgeführt.

Die Fahrzeugplatine ist im Dachbereich untergebracht.  Die Leiterplatte erfüllt mehrere Funktionen und sieht einen Ablageplatz für den Lautsprecher und die 21polige Schnittstelle nach NEM 658 vor. Die Schaltpläne der Platinen sind in der Betriebsanleitung abgedruckt. Wenn man entsprechenden Informationen glauben schenken darf, entsprechen diese nicht der Realität.

Die einzelnen Fahrzeugteile werden über eine sechspolige, stromführende Spezialkupplung verbunden. Die Fahrzeuge sind mit einer Kurzkupplungskulisse versehen. Lediglich bei den Stirnfronten unter den Führerständen wurde darauf verzichtet.

Fahrverhalten

Erste Testrunden lösten eine Begeisterung aus. Das Fahrzeug ist für den Analogbetrieb hervorragend konzipiert, hat hervorragende Fahreigenschaften. Die Betriebsgeräusche sind angenehm leise. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von 144 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 3 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 27 % zu gering.

Der Triebwagen A bzw. B erreichen je ein Eigengewicht von 247 Gramm, der Mittelwagen 164 Gramm.

Optik

Liliput ist mit der Umsetzung des VT 614 ein hervorragender Wurf gelungen. Das Fahrzeug besticht durch seinen hervorragenden Gesamteindruck. Obwohl es beim Vorbild unterschiedliche Ausführungen (Anordnung Gepäcktüren/-fenster bei den Stirnfronten; Unterfluranlage) wurden zum Auftakt gleich zwei verschiedene Ausführungen mit entsprechend unterschiedlichen Gravuren umgesetzt. Das Kunststoffgehäuse verfügt über zahlreiche Gravuren, wobei diese vor allem im Türbereich (Türgriffe), Wagenschürzen, dem Dachbereich sowie in der Silhouette ersichtlich sind. Die in Pop-Lack gehaltene Garnitur verfügt über weitere Gravuren im Bereich der Gepäcktüre auf. Die Fensterrahmen weisen zarte Fensterstege aus. Die Fenstereinsätze sind paßgenau in die Öffnungen eingesetzt.

Liliput hat bei der Umsetzung auf die zweite Lieferserie gesetzt, danach wurde auch der Unterflurbereich ausgerichtet, der gegenüber anderer Serien weniger Apparaturen aufweist. Die flache Ausführung ist jedoch der Betriebssicherheit und den daraus resultierenden Kompromissen geschuldet.

Farbgebung und Beschriftung

Die vorliegende Ausführung wurde im Ablieferungszustand und in den Popfarben orange/kieselgrau ausgeliefert. Die Modelle sind sauber lackiert und weisen insbesondere bei den Farbübergänge bzw. der Zierlinien scharfe Trennkanten auf. Der 1. Klasse-Streifen ist etwas breiter als die obere Zierlinie und wirkt optisch als einfach aufgeklebtes Tixoband. Die Beschriftung ist ebenfalls sauber aufgebracht. Einzelne Anschriften auf verschiedenen Aggregatgruppen am Wagenboden sind trotz der kleinen Schriftgröße unter der Lupe gut lesbar aufgedruckt. Einzelne Angaben sind sogar mehrfarbig gehalten. Der erste Triebwagen wird mit der Betriebsnummer 614 037-0 ausgeliefert, das Revisionsraster weist folgende Angaben aus: 6 REV Ks 4.10.74. Der mitgelieferte Mittelwagen erhielt die Betriebsnummer 914 017-9. Seine Revisionsanschriften lauten auf: 6 REV Ks 2.07.74. Der zweite Triebwagen ist als 614 038-8 beschriftet. Das Revisionsdatum lautet auf 11.10.74 bei gleichen Angaben. Bei dieser Garnitur handelt es sich um Fahrzeuge der BD Nürnberg. Das Fahrzeug kann bei der Bedruckung durch weitere Details punkten, indem an das hinter dem Fenster befindliche Zuglaufschild oder auf die feinen Piktogramme am Wagenkasten oder hinter den (WC-)Fenstern verwiesen wird.

Der eigens erhältliche Mittelwagen – ebenfalls in Popfarben – erhielt die Betriebsnummer 914 012-0 und gehört ebenfalls zur BD Nürnberg. Die Revisionsdaten lauten auf 6 REV Ks 1.03.74.

Beleuchtung

Das Fahrzeug wird mittels warmweise LED beleuchtet und verfügt sogar über eine eigens abschaltbare LED-Innenbeleuchtung. Die Innenbeleuchtung schaltet sich bei der Werkseinstellung nach Spannungsabfall automatisch ab. Der Einbau eines Elkos zum Nachflimmern wäre wünschenswert gewesen. Zu klären ist noch, ob die helle LED-Stirnbeleuchtung vorbildgerecht war?

Der Triebwagen wird bei den Beleuchtungs-Features in der Grundeinstellung ausgeliefert. An der Unterseite des Triebwagen befinden sich verschiedene Kippschalter. Mit dem Kippschalter S2 läßt sich die Innenbeleuchtung ein- und ausschalten, wobei im Digitalbetrieb diese eingeschaltet bleiben muß, damit diese über den Decoder gesteuert wird. Die Führerstandsbeleuchtung wird über den Kippschalter S3 geregelt, auch diese ist serienmäßig in Betrieb bzw. wurde die Standardeinstellung für einen möglichen Digitalbetrieb gewählt.

Erfahrungen im langfristigen Anlageneinsatz

Ein Bekannter setzt seinen VT 614 seit dem Kauf regelmäßig auf seiner Modellbahnanlage ein. Dieser blieb nach ca. 15/16 Stunden Betriebsstunden im Gleiswendel stecken. Als Ursache wurde ein Kurzschluß im Motor festgestellt. Ob dies ein Serienfehler oder eher ein zufälliges Schadensereignis ist, kann nicht gesagt werden.


Bilder VT A


Bilder VM


Bilder VT B


Bilder VM 2 – Liliput 133161


Modellvorstellung Liliput 133154

Als Farbvariante liefert Liliput auch die verkehrsrote Ausführung aus. Das Dreierset für Gleichstrom wird unter der Artikelnummer 133154 geführt, die Wechselstromausführung als 133159. Der zusätzliche Einzelwagen erhielt die Artikelnummer 133164. Der Preis der Epoche V-Fahrzeuge entspricht der obigen Ausführung.

Wesentliche Angaben zur Farb- und Beschriftungsvarianten werden im obigen Textteil dargestellt, sodaß auf eine Wiederholung verzichtet wird. Die Fahrzeuge dieses Sets verkörpern das Vorbild in der Ära der DB AG als Epoche V-Ausführung. Die Fahrzeuge sind großflächig verkehrsrot lackiert und erhielten lichtgraue Absetzstreifen. Das Dach ist umbragraulackiert, die Drehgestelle und das Dach wiederum schwarz.

Der erste Triebwagen wird mit der Betriebsnummer 614 055-2 und der Gattungsbezeichnung ABn ausgeliefert, von die Revisionsanschriften auf Unt. FK X 06.12.02 lauten. Beim als 914 012-8 beschrifteten Mittelwagen der Gattung Bn lauten diese auf Unt. FK X 23.12.03. Der 614 056-0 ergänzt das Dreierset als zweiten Triebwagen, seine Revisionsanschriften sind mit jenen des 614 055-2 ident. Als Heimatdienststelle ist bei allen Fahrzeugen Braunschweig Hbf bzw. RB R Nord angeschrieben.

Liliput liefert die verkehrsrote Ausführung sauber lackiert und bedruckt aus. Es sind an den Farbtrennkanten keinerlei Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Die Anschriften sind ebenfalls sauber und unter der Lupe gut lesbar zu erkennen. Einzelne Anschriften sind sogar mehrfarbig aufgebracht. Beschriftungen sind sogar auf den einzelnen, unterflur aufgehängten Apparatgruppen zu erkennen, aber auch in den Seitenfenstern des Innenraumes. Das Zuglaufschild weist als Zielbahnhof Hannover Hbf aus.

Abschließend sei noch erwähnt, da sich dieser Modellausführung gegenüber der in Popfarben lackierte Variante unterscheidet, wurden am Modell einzelne Formänderungen im Kopfbereich vorgenommen. An der Stelle der Gepäckstüre wurde ein Seitenfenster angeordnet.


Bilder VT A


Bilder VM


Bilder VT B


Abschließend bietet es sich noch an, einige Bilder vom Innenleben sowie von der Inneneinrichtung der Fahrzeuge zu zeigen.

Bilder VT A

Bilder VM

Bilder VT B


Modellvorstellung Liliput 133150


Modellvorstellung Liliput 133160


Modellvorstellung Liliput 133152