Lima HL1750 / HL4674 / HL4677: DB ICE 1 (Baureihe 401)

Der neue „InterCityExpress“, kurz ICE, ließ in Deutschland das Zeitalter des Hochgeschwindigkeitsverkehrs anbrechen. Am 2. Juni 1991 war es soweit, als die erste HL-Strecke auf der Nord-Süd-Achse in Betrieb genommen wurde. Die DB hatte zuvor die Schnellfahrstrecken Hannover – Würzburg und Mannheim – Stuttgart verwirklicht, auf welchen der neue ICE 1 mit 12.800 PS und mit bis zu 14 Mittelwagen und bei einer Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h neue Maßstäbe setzte. Die neuen Triebwagen wurden als Baureihe 401 in Betrieb genommen und bildeten sehr bald das Rückgrat des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Deutschland. Die zwischenzeitlich modernisierte Flotte wird vsl. ab 2030 außer Dienst gestellt.

Die ICE 1-Züge fallen besonders durch die innovative und komfortable Innenausstattung der Züge auf und setzten weltweit durch neue Features absolute Maßstäbe. Umfangreich verstellbare Sitze mit integrierten Audio- und TV-Modulen in Großraum- und Abteilanordnung, ein digitales Fahrgastinformationssystem, das elegante BordRestaurant oder das Konferenzabteil im Servicewagen sorgten für einen Quantensprung auf der Schiene und trugen dazu bei, innerhalb des ersten Betriebsjahres die Fahrgastzahlen zwischen München und Hamburg um 13 % zu steigern. Zwischen 2006 und 2008 gingen die 59 ICE-1-Züge in ein umfangreiches Redesign-Programm, bei dem eine runderneuerte Innenausstattung im Stil des ICE 3 verbaut wurde, die den Zug noch heute prägt. Seit 2020 durchläuft die Serie nochmals eine Auffrischungskur für die kommenden zehn Jahre. Die Inbetriebnahme neuerer Garnituren bringt den ICE 1 mit nur mehr neun Mittelwagen nun auf neue Schnellfahrstrecken innerhalb Deutschlands.


Modellvorstellung

Lima hat zum bevorstehenden 30jährigen Jubiläum des ICE 1 in Deutschland eine Neukonstruktion des ersten Schnellfahrzeuges der Deutschen Bundesbahn im Maßstab 1:87 angekündigt, wiewohl alle zuvor ausgeführten Modellvarianten aufgrund der Länge des Zuge stets Kompromisse eingegangen sind. Der Kompromiß bedeutet nichts anderes als die Umsetzung im Maßstab 1:100 oder 1:93,5. Die lange Ausführung hat natürlich seinen Reiz, immerhin weist eine 14teilige ICE-Garnitur eine Vorbildlänge von 358 Meter auf, was umgerechnet einer Modellbahnlänge von 4,12 Metern ergibt. Diese Gleislänge kann eben nicht jeder auf seiner Anlage vorweisen.

Lima hat im Katalog 2020 zunächst die Grundpackungen angekündigt. Die erste Modellversion betrifft die Ursprungsausführung der Deutschen Bundesbahn im Lackschema der Produktfarben mit der zusätzlichen violetten Zierlinie. Die vierteilige Grundpackung beinhaltet die beiden Triebköpfe und zwei Mittelwagen, welche unter der Artikelnummer HL1750 geführt werden. Das zweite Set mit der Artikelnummer HL1751 siehe eine aktuelle Ausführung der DB AG der Epoche VI mit TSI-Nummern vor, währenddessen unter der Artikelnummer HL1752 das gleiche Erscheinungsbild mit nur der verkehrsroten Zierlinie als Epoche V-Fahrzeug der DB AG vorsieht. Das letzt genannte Set enthält eine Modellversion, die auch in Schweiz einsetzbar ist und dafür einen zusätzlichen Stromabnehmer erhielt. Der UVP der Sets wird mit € 249,90 angegeben, was für eine vierteilige Modellausführung als sehr günstig empfunden wird.

Um den Zug aber vollständig betrieben zu können, wurden im Neuheitenprogramm 2022 die dazu notwendigen Mittelwagen angekündigt. Die Zusatzwagen sind wiederum für alle drei Grundpackungen erhältlich und sind wie folgt ausgeführt:

Die Zusatzwagen für die Grundpackung HL1750 betreffen die Artikelnummern HL4674 und HL4677. HL4674 beinhaltet 3 weitere Mittelwagen, bestehend aus dem optisch auffälligen Speisewagen und zwei Mittelwagen 2. Klasse. Die Artikelnummer HL4677 ergänzt den Zug noch um je einen 1. Klasse und einen 2. Klasse Mittelwagen. Die Artikelnummern HL4675 und HL4678 gelten sinngemäß für die Grundpackung HL1751 und werden die Betriebsnummer TZ 157 „Landshut“ sein. Die Artikelnummern HL4676 und HL4679 betreffen die schweiz-taugliche Garnitur TZ 181 „Interlaken“ für die Grundpackung HL1752. Der UVP für die dreiteiligen Sets wird derzeit mit € 164,90 angegeben, für die zweiteiligen Sets mit € 109,90.

Mit diesen fünf Mittelwagen endet die Gesamtlänge bei vorläufig einer neunteiligen Garnitur, was leider nicht vorbildgerecht ist. Ob LIMA die fehlenden fünf Mittelwagen noch auflegen wird, ist ungewiß. Die Auflage der noch fehlenden Mittelwagen ist mehr als wünschenswert und als Neuheit 2023 denkbar.

Verpackung

Lima liefert die Grundpackung in einer zweifachen Kartonverpackung aus. Die erste Umverpackung dient zum Schutz der eigentlichen Produktverpackung, die einen zusätzlichen, aufklappbaren Deckel aufweist. Die Innenseite des Deckels weist einige Informationen zum Vorbild, technische Daten und Bilder vom Betriebseinsatz auf. In der eigentlichen Verpackung ist der Styroporeinsatz mit den vier Modellen enthalten. Die Modelle sind alle in durchsichtigen Folien eingewickelt und in die Ausnehmungen eingeschoben. In der Kartonverpackung findet sich in einer Ausnehmung ein Zurüstbeutel mit den Kurzkupplungen und die Faltenbalgverkleidungen sowie die aus drei DIN-A4-Seiten befindliche Betriebsanleitungen. Interessanterweise hat Lima dieselben Kurzkupplungen konzipiert wie dieses schon bei einem Mitbewerber-Modell vor langer Zeit zur Anwendung kamen.

Technik

Die Grundpackung besteht aus zwei Triebköpfen mit den Betriebsnummern 401 006-2 und 401 506-1, wobei erstgenannter motorisiert ist und der zweite als Dummy mitläuft. Diese technische Ausführung gestattet den Verzicht auf eine elektrische Kupplung und deutet darauf hin, daß das Modell keine Innenbeleuchtung aufweist.

Um an das Innenleben des motorisierten Triebkopfes heranzukommen, muß zuerst die frontseitige Schürzenverkleidung entfernt werden und in weiterer Folge sind drei Schrauben (eine vor dem Drehgestell und zwei dahinter) zu lösen, um das Gehäuse nach oben abnehmen zu können. Im Chassis ist ein Mittelmotor mit zwei Schwungmassen eingelassen. Das Drehmoment wird über einen beidseitigen Kardanantrieb und Stirnrad-/Schneckenbetriebe auf alle vier Achsen übertragen. Haftreifen befinden sich einseitig auf der zweiten und dritten Achse.

Die Zentralplatine ist über der Antriebseinheit auf dem Chassis befestigt. Die Zentralplatine beinhaltet auch die Digital-Schnittstelle des Typs MTC21 (NEM 660), die unmittelbar hinter dem Führerstand platziert ist. Die Schallkapsel befindet sich am anderen Fahrzeugende. Da die Fahrzeugfront mit einer geschlossenen Frontschürze versehen ist, befindet sich an dieser Lokseite keine NEM-Kurzkupplungskulisse. Eine NEM-Kurzkupplungskulisse befindet sich dafür am anderen Ende des Triebkopfes, allerdings sind die Modelle nur über die eigens beigelegten, steckbaren Kupplungsverbinder kuppelbar.

Fahrverhalten

Die vier Modelle weisen ein unterschiedliches Eigengewicht auf. Der motorisierte Triebkopf hat ein Gewicht von 381 Gramm. Der Mittelwagen 1. Klasse mit der Wagennummer DB 801 806-1 wiegt 171 Gramm. Der Servicewagen 803 006-6 ist im Vergleich dazu um ein Gramm schwerer. Der unmotorisierte Triebkopf als Dummy wiegt 231 Gramm. Das Vorbild verfügt über eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h. Die Messungen der Modellgeschwindigkeit erfolgt bei 12 V Gleichstrom. Dies ergibt einen umgerechneten Wert von 245 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. zwölf % zu langsam, gegenüber dem NEM-Wert (Draufgabe von 30 % zusätzlich) ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 42 % zu langsam.

Optik

Lima hat den ICE im Modell sehr gut getroffen, wobei die Kopfform bei den Triebköpfen sehr gut dimensioniert sind. Die ansonsten sehr glatt ausgeführten „Röhren“ der Fahrzeuge laufen als Besonderheit bei den Übergängen verjüngt aus. Feine Gravuren sind an den Fahrzeugtüren zu erkennen, die auch farblich behandelt sind. Feine Gravuren finden sich auch an den Schürzenverkleidungen und am Dach. Eingesetzte Teile ergeben sich bei den Führerstandstüren bzw. am Dach, aber auch dort sind die erhaben ausgeführten Details überschaubar und betreffen entweder die Kranösen für die Dachfelder bzw. die vorbereiteten Konsolen für den zweiten Stromabnehmer. Die Lüftergitter und auch die Fenstereinsätze sind paßgenau eingesetzt, die Scheibenwischer sind angraviert und schwarz bedruckt.

Ähnlich verhält es sich mit den Zwischenwagen. Auch hier finden sich an der glatten Außenhaut verschiedene, teils tiefe Gravuren, um die Schürzenklappen bzw. -verkleidungen vorbildgerecht nachbilden zu können. An diesen Fahrzeugteilen sind auch erhaben umgesetzte Details erkennbar. Die Drehgestelle sind alle dreidimensional durchgebildet, allerdings wurden die Sandrohre nicht auf Radlaufebene situiert.

Farbgebung und Bedruckung

Der Triebwagen ist einheitlich in weißer Farbgebung tadellos lackiert. Ebenso tadellos umgesetzt sind die beiden Zierlinien, die noch den Produktfarben der DB entsprachen. Auch die Bedruckung der Modelle kann sich sehen lassen. Alle Anschriften sind lupenrein aufgetragen und auch mehrfarbig ausgeführt. Die TZ 106 ist noch namenslos und beim Bw Hamburg 1 beheimatet. Die Abnahmedaten der vier Fahrzeuge sind alle unterschiedlich. Im Revisionsraster des 401 006-2 steht das Untersuchungsdatum Abn NN X 22.03.91. Die beiden Mittelwagen weisen die Angaben Abn NN X 01.05.91 auf, der zweite Triebkopf 401 506-1 das Abnahmedatum Abn NN X 22.03.91.

Beleuchtung

Die Neukonstruktion ist mit LED bestückt. Das Modell verfügt über keine Innenbeleuchtung, sehr wohl aber über einen weiß/roten-Lichtwechsel.


Bilder HL1750/1


Interessanter Hinweis

Da die gegenständliche Lima-Konstruktion kompatible Kupplungsübergänge zum neuen Roco-Pendant bietet, wurden infolge des ungünstigen Fahrverhaltens des neuen Roco ICE 1 ein Versuch unternommen. Der Versuch bestand darin, die Tauglichkeit der Lima-Triebköpfe mit den Roco-Zwischenwagen zu testen. Die Tests verliefen insofern positiv, indem dies glücklicherweise möglich ist und auch der Triebkopf durch die vier angetriebenen Achsen den Zug auch problemlos über das Gleiswendel zog. Das einzige Problem war dann, daß der Triebkopf beim Anfahren im nachgereihten Blocksignal dann Kontaktprobleme mit der Schiene hatte. Erst das leichte Niederdrücken des Modells führte dann zur Weiterfahrt.


Bilder HL1750/2


Bilder HL1750/3


Bilder HL1750/4


Bilder HL1750


Modellvorstellung HL 4674 – Ergänzungswagenset

Lima liefert nun die Ergänzungssets zur obigen Grundpackung des ICE 1 der DB aus. Das vorliegende Set besteht aus dem markanten Speisewagen, der in Österreich sogar eine LÜ-Sendung bedingte, und aus zwei weiteren Mittelwagen. Die drei Wagen sind zunächst in Folien umwickelt und in einem Styroporeinsatz eingeschoben, welcher sich wiederum in einer Kartonverpackung befindet. Mitgeliefert werden die Kupplungen als eigene Teile und sind im Zurüstbeutel abgelegt. Das Dreierset weist einen UVP von € 164,90 auf.


Bilder HL4674/1

Das „Bord Restaurant“, wie die DB den Speisewagen beim ICE nannte, fällt alleine schon durch seine besondere Bauform aus, indem nicht nur das Dach hochgezogen ist, sondern auch die Fahrzeugbreite nahe an das Umgrenzungsprofil herangeführt wurde. Der Speisewagen ist mit der Wagennummer 804 006-5 angeschrieben. Heimatbahnhof ist bei allen Mittelwagen das Bw Hamburg 1, und im Revisionsraster steht das Abnahmedatum mit Abn. NN X 02.06.91.


Bilder HL4674/2

Dieser Mittelwagen der 2. Wagenklasse trägt die Betriebsnummer 802 006-7. Das Abnahmedatum im Revisionsraster wird mit Abn NN X 28.09.91 angegeben.


Bilder HL4674/3

Auch dieser Mittelwagen gehört der 2. Wagenklasse an und weist die Betriebsnummer 802 406-9 auf. Seine Angaben zur Abnahme lauten auf Abn NN X 26.03.92.


Modellvorstellung HL 4674 – Ergänzungswagenset

Zur Verlängerung des ICE 1 wurde ein weiteres Ergänzungswagenset mit zwei Zwischenwagen aufgelegt. Die beiden Wagen verkörpern die 1. Klasse sowie die 2. Klasse. Der UVP für beide Wagen wird mit € 109,90 angegeben.

 


Bilder HL4677/1

Der Zwischenwagen 1. Klasse mit der Wagennummer 801 006-8 beschriftet. Das Modell ist mit den Abnahmedaten Abn NN X 01.05.91 im Revisionsraster bedruckt.


Bilder HL4677/2

Der zweite Zwischenwagen gehört der 2. Klasse Wagennummer an, ist als 802 806-0 bedruckt und mit dem Revisionsrasten Abn NN X 01.05.91 versehen.