Bahnmedien.at: Die ÖBB-Spantenwagen
Nachdem Hermann Heless mit viel Bravour die Buchserie über die KkStB-Personenwagen zusammengestellt hat, wurde schon mit Spannung das seit mehreren Jahren angekündigte Buch über die ÖBB-Spantenwagen erwartet. Bei den Spantenwagen handelt es sich um nach dem Zweiten Weltkrieg auf Basis alter Fahrgestelle neu aufgebaute Personenwagen. Die Schwerstarbeit war dabei die Typisierung von ca. 2.500 Fahrzeugen.
Bei der Erstellung ist der maßgebliche Initiator leider verstorben. Hermann zeichnete sich für die Zusammenstellung des Buches verantwortlich. Inwieweit sein frühes Ableben hinsichtlich der Qualität der nunmehr vorliegenden Publikation Schaden erlitten hat, ist leider unbekannt. Allerdings weist die Publikation schon einige Mankos auf, die nachstehend erörtert werden:
Es fällt auf, daß im Buch von nicht allen Fahrzeugtypen Aufnahmen existieren. Der verehrte Kenner der Eisenbahnszene weiß jedoch, daß es inländische wie ausländische Fotografen gibt, die ÖBB-Wagen fotografiert haben. Offenbar nutzte man nicht die Chance, fehlendes zu suchen. Selbst die Darstellung der Skizzen scheint verwunderlich zu sein. Immerhin fehlen von einigen Fahrzeugen die Planbeilagen, so auch von den SCe 680/681, welche ein Bekannter von Hermann damals aus Doppelstücken erhalten hatte. Leider läßt auch die Bemaßung der nachträglich erstellten Skizzen zu Wünschen übrig, indem wichtige Bemaßungen nicht dargestellt sind.
Wenn man sich mit dem Thema Personenwagen abgibt, könnte man schon erwarten, daß die beiden Laienautoren wissen, was Sie als verfaßte Texte hinterlassen. Ihre Ahnungslosigkeit wurde offenbar damit zum besten gegeben, indem beide (einschließlich der hochgelobten Qualitätskontrolle beim Verlag) nicht wissen, daß es bei der Deutschen Reichsbahn (Gesellschaft) zwei Nummernschemata gab. Im Buch wird das erste Schema vor 1930 jedenfalls der Länderbahnen zugeordnet. Nebenbei scheinen die Typen nicht vollständig zu sein. Josef Pospichal führt eine Bauart 92104 in seinen Listen an, die im Buch fehlt und dort als 92021 geführt wird. Die verfaßten Texte sind zu jeder Type sehr kurz gefaßt, welche sich aus der fehlenden Tabelle ergeben. Diese hätten mehr Substrat verdient.
Wagennummern finden sich nur sehr vereinzelnd bei den Bildunterschriften. Das Einzelwagenverzeichnis ist zwar hilfreich, doch gehören diese Nummern auch ohne notwendiges Blättern bei jeder Type angeführt. Ständiges Blättern ist unabdingbar, bei 500 Seiten nicht immer so einfach. Weiße Stellen existieren wiederum genügend und hätten sich durch weiteres Bildmaterial verhindern lassen. Man unterließ sogar die Möglichkeit, lang gestreckte Wagenskizzen zur besseren Ausnützung des Platzes um 90° zu drehen. Auf die Darstellung der Schmalspurwagen und der Postwagen wurde gänzlich verzichtet. Somit wird der Verlag wieder seinem Credo gerecht, unvollständige Publikationen zu verfassen.
Obwohl das Buch eine wesentliche Lücke in der österreichischen Eisenbahnliteratur schließt, hat die Ankündigung und die Werbung mehr versprochen. Die vorliegende Publikation ist zwar ein guter Ansatz, doch gelang des dem Verlag nicht, ein wirkliches Nachschlagewerk zu schaffen. Auf entsprechende Umsetzungspotentiale wurde bedauerlicherweise verzichtet.
Natürlich wurden einige Fehler im Einzelwagenverzeichnis schon gefunden, davon betroffen sind die Wagennummern: 39023, 39516, 39520, 39521, 39761, 39929 (fehlende Zweitbesetzungen) bzw. unklare Indexierungen: 39757, 39860, 39861, 39890 und 39891.
Allgemeine Infos:
Verlag: Bahnmedien.at
Autor: Hermann Heless (+), Johann Blieberger, Wolfgang Siegl
Buchhülle: Hardcover
Umfang: 500 Seiten/22,0 x 28,5 cm
Fotos: 316
Skizzen/Grafiken: 144
Tabellen: mehrere
ISBN: 978-3-903177-62-8
Verkaufspreis: € 65,– [A]