JC 22500: ÖBB 1280.06

Die Firmen AEG-Union/StEG bzw. Lofag (ab 1280.15) lieferten zwischen 1927 und 1930 22 fünfachsige
Güterzuglokomotiven, deren Konzeption bereits bei Ablieferung völlig überholt war. Die Höchstgeschwindigkeit wurde bei 50 km/h belassen, doch konnte die Type nie richtig überzeugen. Schlechte Laufeigenschaften und mangelhaftes Bremsvermögen ließ die Reihe sehr rasch in untergeordnete Dienste abwandern. Dies erklärt auch das frühe Ausscheiden aus dem ÖBB-Bestand zwischen 1967 und 1976.

Die Reihe 1280 orientiert sich im mechanischen Teil an den Vorgängerreihen. Allerdings erfolgt der Antrieb nach dem System Kandó über Vorgelege- und Hilfswelle mit Gelenkdreieck auf die mittlere Kuppelachse. Die Maschinen der Reihe 1280 waren nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem in den Bundesländern Oberösterreich (Linz, Attnang-Puchheim), Salzburg (Salzburg, Bischofshofen), Steiermark (Knittelfeld, Selzthal) und Kärnten (St. Veit an der Glan) stationiert und waren dort vor Verschubgüterzügen anzutreffen. Einige Loks fanden nach deren Kassierung eine Weiterverwendung als Vorheizanlagen.


Modellvorstellung

Wer fest im Leben steht, kennt Situationen, wenn Projekte sich bei der Umsetzung in regelrechte Schwergeburten niederschlagen. Genau so eine Schwergeburt ist das Modell der Reihe 1280 von Jägerndorfer Collection. Um die Aussage zu verstehen, bedarf es einen Rückblick in das Jahr 2018, als der Hersteller in seinem Neuheitenblatt anläßlich der Nürnberger Spielwarenmesse als Aviso die ÖBB-Reihe 1280 ankündigte. Laut Firmenangaben war das Modell wie folgt vorgesehen:

„JC wird das Modell der österreichischen Baureihe 1280 sehr detailliert umsetzen. Die Lok erhält den charakteristischen Kando-Stangen-Antrieb. Die Soundvariante wird mit zwei Lautsprechern ausgerüstet, das Gehäuse in Metallbauweise ausgeführt.“

Im Neuheitenblatt 2019 fand das Vorbild auf die Titelseite. Auf der zweiten Seite wurde das Modell der 1280.19 aus der zweiten Bauserie mit den Artikelnummern (22500/12500/22502/12502) angekündigt. Die Ausführung sah eine PluX22-Decoderschnittstelle, Pufferkondensatoren, Verschublicht, Führerstands- und Maschinenraumbeleuchtung vor. Darüber hinaus wurde unter den Artikelnummern 22400ff die Ausführung der BBÖ 1280.07 als Epoche II-Fahrzeug mit Fronttüre angekündigt.

Ein Jahr später kamen weitere Varianten hinzu, wie die E 88 204 der Deutschen Reichsbahn mit der Artikelnummer 22600ff, welche speziell für den deutschen Markt und den Geschäftspartner Lemke gedacht ist. Im Jahr 2021 wurde die 1280.17 mit der Artikelnummer 22700 als weitere Epoche II-Ausführung ins Sortiment genommen, welche über eine geschlossene Fahrzeugfront mit drei Stirnlampen verfügte und neuzeitliche Stromabnehmer besaß.

Das Neuheitenprogramm 2022 sorgte nicht nur für die überraschende Ankündigung der Reihe 1080, sondern bei der bisherigen angedachten Modellumsetzung der 1280 kam es zu Änderungen. Der Hersteller hat bei der Artikelnummer 22500ff die Betriebsnummer auf die Loknummer 1280.06 abgeändert, weiterhin als Epoche III-Ausführung.

Die „erste“ Konstruktion der Reihe 1280 neigte sich dem Ende zu, als durch das Corona-Theater mannigfaltige Problemfelder auftraten. Selbst die Modellbahn war vom Bauteilemangel scher getroffen, weshalb das Projekt infolge dessen noch nicht fertig gestellt werden konnte. Dafür wurden Korrekturen bei den Modellangaben gemacht bzw. die Versionen präzisiert:

* 22400/12400/22402/12402: BBÖ-Ausführung 1280.07, Epoche II
* 22500/12500/22502/12502: ÖBB-Ausführung 1280.06, Epoche III
* 22600/12600/22602/12602: DRB-Ausführung E 88.204, Epoche II
* 22700/12700/22702/12702: ÖBB-Ausführung 1280.17, Epoche III

Der Jahreswechsel 2023/24 sorgte für den nächsten Rückschlag im Projekt. Der in Deutschland sitzende Konstrukteur ist in Insolvenz geraten. Dadurch ist das gesamte Projekt ins Schwanken geraten und, und hat es merklich verzögert. Gleichzeitig wurde das Anfertigen neuer Werkzeuge angekündigt, weil auf die bisher erstellten demzufolge kein Zugriff möglich war. Im Herbst 2024 war schon erkennbar, daß die Auslieferung in Bälde anstehen wurde, nur war man sich zunächst unklar, welches Neuheit („Blauer Blitz“ vs. 1280) zuerst nach Europa geholt wird.

Zum Jahreswechsel 2024/25 sind die ersten Modelle in der Ausführung der Epoche II im Fachhandel eingetroffen, gefolgt von den Epoche III-Fahrzeugen Anfang März 2025. Die lange Entwicklungs- bzw. Realisierungsphase hat natürlich auch das gesamte Preisgefüge durcheinander gewürfelt. Aktuell werden die Modelle zum UVP zwischen € 359,90 und € 389,90 (für die Analogmodelle) bzw. € 485,90 und € 519,90 für die Soundlokomotiven (digital).

Verpackung

Jägerndorfer liefert sein neuestes Modell in einer kombinierten, stabilen Kartonverpackung mit Blistereinsatz aus. Als erstes ist die Kartonumverpackung abzuziehen, danach kann die in die Kartonschachtel eingelassene Plastikverpackung herausgezogen werden. Auch ist nochmals eine Ummantelung zu entnehmen, nach dem Öffnen der Arretierung und dem Entfernen von dünnen Folien ist das Modell zu entnehmen. Schon beim Entfernen des Modells ist eine spürbare Änderung zur Ankündigung zu vernehmen, das leichte Eigengewicht der Neukonstruktion. In der Kartonschachtel liegt eine acht-seitige Betriebsanleitung bei. Es gibt keine Zurüstbeutel.

Technik

Die Antriebskomponenten der Neukonstruktion sind im Lokgehäuse untergebracht. Das Kunststoffgehäuse ist über zwei Schraubenverbindungen mit dem Fahrwerk verbunden. Die Schrauben befinden sich jeweils rechts vor der ersten Kuppelachse. Die beiden Kreuzschrauben sind leicht zugänglich. Nach der Abnahme des Gehäuses ist das Innenleben erkennbar, wobei zunächst ein Aufbau mit äußerlich erkennbaren Silhouetten der Maschinenraumausstattung zu sehen ist. Die Zentralplatine befindet sich darunter und ist festgeschraubt, weitere, wichtige Bauteile der Elektronik sind eben durch diese Inneneinrichtung verdeckt.

Der Mittelmotor ist unter diesen Bauteilen versteckt, indem die darüber befindlichen Abdeckungen zu entfernen sind. Der eingesetzte Mittelmotor ist mit einer großen Schwungmasse in Fahrzeugmitte ausgestattet. Die Übertragung des Drehmoments erfolgt auf der Führerstandseite über einen Wellenstummel und dem Zahnradgetriebe auf die zweite Kuppelachse. Alle anderen Achsen werden über das Gestänge mitgenommen. Die fünf eingelagerten Radsätze sind alle ohne Haftreifen versehen. Alle Kuppelachsen weisen ein unterschiedliches Seitenspiel auf. Die Achsen 1, 3, 4 und 5 sind auch vertikal gefedert. Die Antriebsachse 2 liegt vertikal starr im Rahmen.

Fahrverhalten

Jägerndorfer hat entgegen der Ankündigung durch das Kunststoffgehäuse leider nur ein Leichtgewicht geschaffen. Das Modell der Reihe 1280 bringt es gerade einmal auf 262 (!) Gramm Eigengewicht. Somit ist das Modell beispielsweise um fünf Gramm leichter als die aus Metall gefertigte Reihe 2070 aus gleichem Hause.

Die Lok ist leise und hat einen taumelfreien Lauf. Erfreulich ist vor allem die Geschwindigkeit des Modells. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 93 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 85 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 30 % um ca. 55 % zu niedrig.

Hierzu ein Wort zur Zugkraft: Das Modell gilt als Leichtgewicht, weshalb ein Fahrttest gemacht wurde. Das Modell konnte auf der Testanlage einen Güterzug aus vier kurzen Erzwagen von Klein Modellbahn und vier Eaos von Roco problemlos befördern. Das Schieben eines langen Schnellzuges endete rasch im Rädergleiten. Schwere Züge auf steigungsreichen Anlagen sollte man damit nicht fahren, aber sie eignet sich wunderbar als Vorspannlok für entsprechende Züge.

Optik

Obwohl das Modell eine doch sehr einfache Kastenkonstruktion aufweist, sind zahlreiche Details bei der Modellumsetzung zu beachten gewesen. Das vorliegende Modell hinterläßt im großen und ganzen einen sehr ordentlichen Eindruck. Der Lokkasten weist feine Gravuren bei den Lüftergittern, den Abdeckleisten und der Nietverbindungen auf. Zierlich umgesetzt wurden auch die drei unteren Kastenabdeckungen. Allerdings ist den Konstrukteuren ein Lapsus passiert, indem die Lüfterjalousien hinter dem Führerstand 1 geteilt sein sollten. Sehr zierlich ist auch der Dachaufstieg mit Umlegetritt und eingesetzten Trittbügel ausgefallen. Die glatte Fahrzeugfront ist von verschiedene Nietverbindungen durchzogen. Da das Modell schon in drittes Spitzenlicht hat, läßt sich das Erscheinungsbild diesbezüglich schon einschränken.

Das Fahrzeugdach ist ebenfalls mit feinen Nietverbindungen verstehen. Der Dachgarten ist korrekt umgesetzt worden. Das Modell verfügt über zwei Scherenstromabnehmer, welche nach 1963 bei den ÖBB zum Einsatz kamen, mit der verwendeten Wippe läßt sich das Einsatzspektrum abermals begrenzen, die ca. Mitte der 1970er Jahre zum Einbau gelangte. Die Stromabnehmer sind zierlich ausgeführt, leider ist einer der beiden – vermutlich durch Transport – beschädigt worden.

Vom Fahrwerk ist leider wenig zu sehen, ebenso vom Gestänge des Kandó-Antriebes. Die Speichenräder sollten mit einer eisengrauen Farbgebung versehen sein. Alle hierfür notwendigen Gestänge sind zierlich ausgeführt worden. Die Aufstiegsleitern und die Verschiebertritte sitzen fest in den Aufnahmelöchern, deren Trittflächen aber glatt sind.

Farbgebung und Beschriftung

Die Lackierung des vorliegenden Modells ist tadellos ausgeführt, insofern auch deswegen bedingt, weil sich die Farbtrennkanten durch einzelne Bauteilübergänge ergeben. Die Anschriften sind gut deckend und vollständig korrekt aufgetragen. Diese sind lupenrein lesbar. Die wesentlichen Anschriften betreffen das Eigentumsschild und die Loknummer, die Führerstandsbezeichnungen 1 und 2 sowie das Raster mit den Bremsanschriften. Darauf sind weitere Angaben zu entnehmen. Die 1280.06 ist somit heimatlos, aber die Untersuchungsdaten werden mit den Angaben Br. Unt. REV Lz 24.1.73 aufgedruckt. Die Lok war seit 1. April 1964 in St. Veit an der Glan stationiert und wurde am 22. Mai 1973 ausgemustert. Mit diesen Angaben fällt die Ausführung in den Zeitraum der Epoche IV und nicht wie angegeben III.

Beleuchtung

Das Modell ist mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Wartungsarme, warmweiße LEDs leuchten in Fahrtrichtung zur Darstellung des Spitzenlichtes. Allerdings ist die Leuchtkraft zu intensiv.

Bilder