Roco 73036 + 76050: ÖBB-Kran EDK 750 & Begleitwagen

Die ÖBB nahmen 1975 diesen Kirow-Kran als 966.600 in Betrieb. Das Fahrzeug galt bis zu seinem Ausscheiden als der schwerste seiner Zunft. Kirow führte die Bauart als Eisenbahndrehkran 750 (EDK 750). Der EDK 750 ist ein sechsachsiger mit Dieselkraftstoff betriebener Eisenbahnkran, der in seiner Konstruktion den Vorteil bot, als einziger von allen ÖBB-Kränen problemlos unter Fahrleitungsanlagen eingesetzt werden zu können, außerdem war er selbstfahrend. Die Herstellerfirma VEB Schwermaschinenbau S. M. Kirow Leipzig war Teil des Kombinats TAKRAF, Maschinenbau Kirow in Leipzig. Der Kran kann Lasten bis zu 125 Tonnen heben. Das Eigengewicht samt Zubehör beträgt rd. 150 Tonnen, das Lastmoment bis zu 760 Mpm. Der Kran wird von einem luftgekühlten Zwölf-Zylinder-Dieselmotor mit 204 PS-Leistung angetrieben, als Antriebsachsen gelten die dritte und vierte Achse. Die Kraftübertragung erfolgt dieselelektrisch, die Teleskopausleger werden elektro-hydraulisch gesteuert. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 6 km/h beschränkt. Im Zugverband sind Geschwindigkeiten von 100 km/h gestattet. Mitte der 1980er Jahre erhielt der Kran eine EDV-Nummer und auf die Betriebsnummer 80 81 976 6 060-4 umgeschrieben. Der mitgelieferte Begleitwagen 40 81 946 7 305-4 hatte bei Indienststellung die sechsstellige Bahnnummer 967.600. Der Begleitwagen wurde allerdings zu einem späteren gänzlich umgebaut und hatte in den letzten Betriebsjahren ein völlig anderes Erscheinungsbild. Die Kraneinheit gehört heute der Firma Swietelsky und steht in Fischamend.

Baugleiche Fahrzeuge erhielten die Deutsche Reichsbahn, die Italienischen Staatsbahnen, die RENFE (Spanien), die CSD und die PKP.


Modellvorstellung

Das Highlight des Neuheitenjahres 2020 zierte bereits schon die Titelseite des Neuheitenprospektes von Roco, womit die große Überraschung eindrucksvoll offenbart wurde. Beim Blättern im Neuheitenblatt war dann vom Kirow-Kran nicht nur die gelbe Version der DB (Artikelnummer 73035/79035), sondern auch der gegenwärte ÖBB-Kran 80 81 976 6 060-4, welcher unter den Artikelnummern 73036 für Gleichstrom-Anlagen und 79036 für Wechselstrom-Anlagen angekündigt wurde. Alle Modelle sind unabhängig ihrer Ausführung zum einheitlichen UVP von € 769,90 erhältlich.

Die Technikabteilung bei Roco kam bei der Modellumsetzung voll auf ihre Kosten und hat dabei ein technisch hochgezüchtetes Modell geschaffen, daß einerseits seines gleichen sucht und andererseits vorzeigt, daß für relativ günstiges Geld ein sehr gut entwickeltes Spielzeug auf Rädern gestellt wurde. Viele werden vielleicht die Digitalausführung kritisieren und fragen berechtigt, warum wurde aus der Konstruktion kein fahrbares Rollmodell abgeleitet? Die Frage ist durchaus berechtigt, denn zum Spielwert einer Modelleisenbahn gehört auch das Fahren mit den Modellen. Der Digitalkran ist zwar durch einen Umschalter als rollfähgies Exponat umwandelbar, allerdings konnte der Hersteller nicht eindeutig garantieren, daß die Digitalkomponenten im Analogbetrieb schadensfrei bleiben.

Verpackung

Roco feiert dieses Jahr sein 60jähriges Firmenbestehen und liefert das Wunderwerk der Technik in H0 in einer dem Anlaß würdigenden, gestalteten Verpackung aus. Die Verpackung steckt zunächst in einem Kartonschuber und besteht aus zwei robusten Kartonschachteln. Die Modelle selbst sind in einer zweiteiligen Styroporverpackung abgelegt, durch die Abnahme des Styropordeckel werden die in dünnen Folien gewickelten Modelle zugänglich. Dem Modell liegt ein Gleisstück (Roco Line) sowie Zurüstbeutel bei. Mitgeliefert wird auch eine sehr ausführliche Betriebsanleitung. Es empfiehlt sich daher, vor Inbetriebnahme, den „dicken Wälzer“ zu studieren. In der kunstvoll gestalteten Verpackung befinden sich der sechsachsige Kirow-Kran und der zweiachsige Kranschutzwagen 40 81 946 7 305-4, der das Erscheinungsbild zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme verkörpert.

Technik

Der ÖBB-Kirow-Kran ist ein technisches Meisterwerk aus Salzburg. Die technischen Antriebskomponenten verteilen sich einerseits in den Unterwagen des Krans und im Oberwagen. Die elektrische Verbindung beider Fahrzeugteile wird über Schleifbahnen im Drehkranz des Kranes wahrgenommen. Da das Modell fahrfähig ist, wurde in einem Drehgestell des Modells ein Einachsantrieb berücksichtigt. Die Stromabnahme erfolgt über die eine, angetriebene Achse mit den beidseitig aufgezogenen Haftreifen, wobei das hohe Eigengewicht des Modells genügend Anpreßdruck erzeugt. Für einen reibungslosen Betrieb auch in Weichenbereichen wurde als Zwischenspeicher ein entsprechend bemessener Pufferkondensator berücksichtigt. Ein Kupplungsbügel zwischen beiden Drehgestellen dient zur Umstellung des Modells auf selbstfahrend oder rollfähig um und ermöglicht daher die Einstellung als rollfähiges Exponat in Regelgüterzügen. In dieser Funktion stellt der Kran eine wahre Augenweide oder als besonderer Hingucker dar. Im Drehgestell mit dem Einzelachsantrieb befindet sich einer von fünf Antrieben bzw. Motore. Der Kran kann aus eigener Kraft nur in Arbeitsgeschwindigkeit verkehren, diese liegt beim Vorbild bei 6 km/h, beim Modell umgerechnet ca. bei 8 km/h.

Die technischen Highlights bzw. Komponenten sind im Oberwagen kompakt verbaut, weshalb aufgrund der Komplexität der Konstrutkion von eigenen Reparaturen abgeraten wird. Roco hat aber das Modell soweit wartungsfrei ausgeführt, sodaß derartige Reparaturen ausgeschlossen sind. Der Oberkasten beinhaltet vier weitere Antriebsanlagen, die für die Funktionalität des Kranes notwendig sind. Jeder dieser Motoren übernimmt eine Aufgabe des Funktionsmodells, und zwar dienen diese für das Hubwerk des Kranwagens, Heben und Senken des Auslegers, Teleskopieren des Auslegers und die 360°-Drehbarkeit des Oberwagens.

Das Modell ist natürlich mit einem Funktionsdecoder von Zimo bestückt. Roco hat bei seiner Neukonstruktion eine PluX22-Digitalschnittstelle berücksichtigt. Der Zimo-Decoder führt nicht nur die Funktionsbefehle aus, sondern auf diesen sind auch die Betriebsgeräusche und sonstigen Einsatzfeatures aufgespielt.

Fahrverhalten

Das Modell ist nur im Arbeitsmodus einsetzbar, weshalb über weitere Angaben verzichtet wird. Das Modell bewegt sich absolut ruckfrei und ohne zu Stottern. Die Modellkonstruktion bringt ein Eigengewicht von xxx Gramm auf die Waage.

Optik

Der EDK 750 fällt optisch durch sein bulliges Aussehen des Oberwagens aus und durch seine robuste Ausführung des Unterwagens mit den massiven Rahmenträgern. Der Fahrzeugrahmen ist aus Metalldruckguß gefertigt und weist allerlei Details auf. Die Drehgestelle sind aus Kunststoff gefertigt, dreidimensional durchgebildet und tragen die innengelagerten Achsen mit 11 mm Durchmesser. Das Chassis des Oberkastens ist ebenfalls aus Metalldruckguß gefertigt, die Verkleidungen bzw. Außenhüllen sind aus Kunststoff gefertigt und am Rahmen aufgesetzt. Die Formteile weisen feine Gravuren. Der Ausleger ist ebenfalls aus Kunststoff-Spritzgußteilen gefertigt. Die eigens angesetzten Geländer und Fahrzeugaufstiege (Leitern) sind aus robusten Material bruchresistent gefertigt und in das Modell eingesetzt. Als eigene Anbauteile sind auch die rot lackierten Handräder zu erwähnen.

Der Kranschutzwagen stellt ebenfalls eine Neukonstruktion dar und verkörpert das Aussehen bei der Indienststellung Mitte der 1970er Jahre. Der Kranschutzwagen nimmt das Gegengewicht auf sowie den Träger für den Querbalken und die vier Auflageflächen für die Abstürzungen. Auch dieses Modell ist sauber ausgeführt, allerdings war das Vorbild in dieser Modellausführung bereits baulichen Änderungen unterzogen.

Bedruckung und Lackierung

Der Begleitwagen und der Unterwagen des EDK 750 ist schwarz lackiert. Der Oberkasten samt Führerhaus und der Kranausleger ist im ÖBB-Farbton Blutorange gehalten. die obere Dachabdeckung ist im Farbton Umbragrau lackiert. Das Modell ist sauber bedruckt und weist als letztes Untersuchungsdatum das Datum 28.02.92 aus. Die kleine Bedruckung dieser Angaben ist jedoch nur mit einer Lupe erkennbar. Der Kranwagen ist bereits mit der ab 1986 gültigen Computernummer beschriftet, aus der früheren Betriebsnummer 966.060 wurde die neue Betriebsnummer 80 81 976 6 060-4. Der Kranschutzwagen wird mit der Betriebsnummer 40 81 946 7 305-4 geführt. Die Anschriften sind in weißer Farbe und gut deckend aufgetragen.

Beleuchtung

Roco hat in den Kran warmweiße LED eingebaut und hat sich bei der Modellumsetzung etwas besonderes einfallen lassen, indem die Beleuchtungskörper die im Fahrzeug eingebauten Leuchtstoffröhren imitieren. Daher flackert diese Lichtquelle nie in gleicher Abfolge, sondern wird über die im Decoder aufgespielte Software unterschiedlich angesteuert. Verschiedene Arbeitsleuchten sind an der Unterseite des Teleskopfauslegers angebracht.

Digitalfunktionen

Der Decoder ist für DCC- und mfx-Betrieb ausgelegt. Abschließend seien noch die möglichen Digitalfunktionen erwähnt:

F0 – Licht vor und hinten ein-/ausschalten

F1 – Betriebsgeräusch

F2 – ein: drehen/aus: fahren, mit Fahrregler Richtung und Geschwindigkeit einstellbar

F3 – Seilwinde heben (bei F6 aus)

F4 – Ausleger ausfahren (bei F5 aus)

F5 – Ausleger einfahren (bei F4 aus)

F6 – Kranhaken senken (bei F3 aus)

F7 – Ausleger senken (bei F8 aus)

F8 – Ausleger anheben (bei F7 aus)

F9 – halbe Geschwindigkeit für F3 bis F8

F10 – Arbeitsbeleuchtung

F11 – Heckleuchte ausschalten

F12 – Horn kurz

F13 – Horn lang/Dauerton

F14 – Sound stumm schalten

F15 – Horn ganz kurz

F16 – Kompressor

F17 – Weichenknarren (bei F1 an und Kran in Fahrt)

F18 – in Arbeitsstellung gehen

F19 – in Transportstellung gehen

F20 – Endlageabschaltung


Bilder 73036


Modellvorstellung 76050 – Wagenset für Hilfszug/Kranwagen

Roco hat zeitgleich zum EDK 750 ein dreiteiliges Wagenset angekündigt, welches nach dem Neuheitenprospekt ein Hilfszug sein soll. Tatsächlich sind es aber die Begleit- und Wohnwagen zum neuen ÖBB-Kran und stellen somit eine passende Ergänzung dar. Als ideale Zuglok bietet sich die ebenfalls als Neuheit ausgelieferte 2043 022 von Roco an oder auch die digitale 2062 vom gleichen Hersteller. Das Set wurde zum UVP von € 129,90.


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Das erste Modell ist ein Wohnwagen zu Kran 80 81 976 6 060-4, der zum Fuhrpark der Bahndienstwagen gehört und selbst die Betriebsnummer 80 81 974 0 905-1 angeschrieben hat. Das Modell stammt aus den KMB-Formen, hat eine Kurzkupplungskulisse und die Fahrzeugfenster sind innenseitig mit Vorhang-Attrappen hinterlegt. Im Revisionsraster stehen die letzten Untersuchungsdaten REV Sm 29.05.91.


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Das zweite Modell ist ein Gerätewagen mit der Wagennummer 40 81 943 4 717-0, als Heimatdienststelle ist die Zfl. Wels angeschrieben. Im Revisionsraster werden die Angaben REV Sm 06.08.91 gemacht.


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Obwohl der EDK 750 schon seinen eigenen Kranschutzwagen mitführt, beinhaltet dieses Set einen ebensolchen, allerdings ohne entsprechende Stütze für den Kranausleger. Das Modell ist als Kranschutzwagen und der Wagennummer 40 81 946 7 040-7 angeschrieben und verfügt auf einer Wagenseite über eine Verschieberbühne mit Handbremse. Auffallend sind vor allem die aufwendig gestalteten Seitenwände samt Halterungen udgl. Auch an diesem Wagen ist die Zfl. Wels als Heimatdienststelle angeschrieben. Im nicht gut sichtbaren Revisionsraster stehen die Angaben REV Sm 18.10.91.