NS-Reeks 500/600/700: Piko 22000

Die NS-Lokomotiven der Baureihen 500 , 600 und 700 sind dieselelektrische Lokomotiven, die zwischen 1946 und 1998 bei den Niederländischen Eisenbahnen im Einsatz waren. Lokomotiven dieses Typs tragen die Spitznamen Bakkie oder Hippel.

Mit der Ankunft der britischen Armeen in den Niederlanden am Ende des Zweiten Weltkriegs trafen auch britische Lokomotiven des War Department (WD) ein. Dazu gehörten dreiachsige Diesellokomotiven eines Typs, der in den 1930er Jahren für die London Midland and Scottish Railway (LMS) entwickelt worden war. Nach dem Krieg wurden mehrere Einheiten von der NS (Niederländische Eisenbahn) übernommen. Nach mehreren Austauschen verblieben schließlich zehn ehemalige WD-Lokomotiven bei der NS, die 1946 die Nummern 501 bis 510 erhielten. Sie wurden für Verschubarbeiten an großen Bahnhöfen wie Utrecht und Zwolle sowie ab 1947 in Rotterdam Feijenoord eingesetzt.

Da die zehn gebrauchten englischen Lokomotiven gut ankamen, wurden weitere 100 Lokomotiven gekauft. Diese stammten ebenfalls aus der Fabrik der English Electric Company (EEC) in London, wurden stattdessen aber fabrikneu in Betrieb genommen. Nach mehreren Umnummerierungen zerfiel die Serie in zwei Gruppen:

* Lokomotiven ohne durchgehende Druckluftbremse, nur für Verschubarbeiten geeignete, wurden in der Serie 500 als Loks 511 bis 545 eingereiht;
* Lokomotiven mit einer durchgehenden Druckluftbremse von Knorr, die auch für die Traktion leichter Güterzüge geeignet waren, wurden in der „Baureihe 600“ mit den Loknummern 601 bis 665 zusammengefaßt.

Schließlich wurden fünfzehn Lokomotiven ohne Motor aus England geliefert und in den Niederlanden mit einem Stork-Thomassen-Motor ausgestattet. Nach anfänglich unterschiedlichen Nummern wurde daraus schließlich die Baureihe 700 geschaffen, die die Loknummern 701 bis 715 aufwiesen. Abgesehen vom Fehlen der Druckluftbremse bei der Serie 500 und der Motoren bei der Serie 700 waren die Lokomotiven allesamt ident.

Die Auslieferung erfolgte zwischen 1949 und 1957. Zu diesem Zeitpunkt besaß die NS insgesamt 125 dreiachsige Lokomotiven aus englischer Fertigung, bestehend aus den Maschinen 501 bis 510, 511 bis 545, 601 bis 665 und 701 bis 715. Sie waren, wie damals üblich, olivgrün lackiert. Nur die zehn ehemaligen WD-Lokomotiven waren zunächst in grauer Farbgebung gehalten. Ab den 1970er Jahren wurden die noch im Einsatz befindlichen Lokomotiven in das neue gelbgraue Farbschema der NS umlackiert.

Die Baureihe 700 verkehrte fast ausschließlich im Rotterdamer Depot Feijenoord. Die anderen Lokomotiven waren im ganzen Land zu finden. Jeder Bahnhof, an dem Züge zusammengestellt wurden, verfügte über eine oder mehrere Lokomotiven der Baureihe 500/600. Um die Lokomotiven für den kreuzenden Verkehr besser sichtbar zu machen, wurden sie 1963 mit blauen Blinklichtern ausgestattet die 1984 durch rote Blinklichter ersetzt wurden.

Anfang der 1970er Jahre verringerte sich der Bedarf an Rangierlokomotiven, was unter anderem auf die Schließung vieler Be- und Entladebahnhöfe zurückzuführen war. Dies führte um 1972 zur Außerdienststellung der kleineren Baureihen 450 und 700. Für den Rangierbetrieb im Rotterdamer Waalhaven wurden vier Lokomotiven des Typs 600 auf Funkbetrieb umgerüstet. 1990/91 wurden weitere 19 Lokomotiven umgerüstet. Die 23 funkgesteuerten Lokomotiven erhielten die neuen Nummern 671 bis 693. 1992 wurden außerdem die Lokomotiven 625, 642, 649 und 659 umgerüstet.

Durch die Reduzierung des Wagenladungsverkehrs und den verstärkten Einsatz von Ganzzügen im Güterverkehr wurden in den 1970er und 1980er Jahren viele Rangierlokomotiven überflüssig. Die ehemaligen WD-Lokomotiven 501–510 wurden zwischen 1969 und 1972 als erste ausgemustert. Die Lokomotiven 701 bis 715 folgten in den Jahren 1972 und 1973. Die Lokomotiven 511 bis 545 wurden zwischen 1976 und 1989 ausgemustert. Die Maschinen 601 bis 665 waren ab 1991 an der Reihe. Sieben Lokomotiven wurden nach Großbritannien verkauft, unter anderem an die MiddlePeak Railways (653, 663, 671, 685, 687, 690 und 692). Im Jahr 2005 waren auf dem Papier noch rund zehn Lokomotiven bei Railion im Einsatz, in der Realität war diese Zahl jedoch fast auf Null gesunken. Mehrere Lokomotiven sind aber bei späteren privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen verblieben sowie auch als Museumsloks erhalten geblieben.

Die Lokomotiven wiesen eine Dienstmasse von ca. 49 Tonne auf, hatten eine Höchstgeschwindigkeit von 44 km/h und eine Nennleistung von 261 kW bei einer Anfahrzugkraft von 111 kN. Die C-Kuppler wiesen eine Länge über Puffer von 8.920 mm auf und hatten eine dieselelektrische Kraftübertragung.


Modellvorstellung

Piko hat die Niederlande ebenso zu seinem Schwerpunktmarkt erklärt und überrascht regelmäßig mit Neukonstruktion aus diesem Benelux-Land. Die letzten Modelle dieser dreiachsigen Diesellok liegen schon Jahrzehnte zurück, sodaß die Umsetzung eines zeitgemäßen Modells als gerechtfertigt angesehen wird. Piko hat sein neues Modell im Bereich der Epoche III angesiedelt und im Rahmen des Zweiten Teils seiner Neuheitenankündigung im Sommer 2025 bekanntgegeben. Der Hersteller künftige die Neukonstruktion in drei technisch unterschiedlichen Ausprägungen an. Die analoge Gleichstrom-Modellausführung ist unter der Artikelnummer 22000 und zum UVP von € 189,– erhältlich. Die Zweileiter-Gleichstrom-Ausführung mit dem Piko TrainSound onboard als digitale Modellausführung ist unter der Artikelnummer 22002 und zum UVP von € 299,– lieferbar. Die digitale Ausführung einer Dreileiter-Wechselstrom-Lokomotive wird unter der Artikelnummer 22003 im Sortiment mit einem UVP von € 299,– geführt.

Verpackung

Piko liefert das Modell in einer Kartonschachtel an den Fachhandel aus. Das Modell wird transportsicher ausgeliefert. Ein Überzug schützt die Plastikummantelung, in deren Ausformungen die Lok stramm fixiert ist. Der Zurüstbeutel ist mittels Klebestreifen an der Außenseite der Blisterummantelung festgeklebt. Im Zurüstbeutel finden sich vor allem Teile wie Bremsschläuche, Zughaken udgl. Die Betriebsanleitung einschließlich dem Ersatzteilblatt wird neuerdings in einem eigenen Fach in der Kartonschachtel übermittelt. Das Modell ist auf einem Plastikgleis abgestellt, welches sich durch Demontage der Fixierungspunkte als Vitrinengleis verwenden läßt.

Technik

Die Antriebskomponenten sind aufgrund der räumlichen Enge dieser kleinen Endführerstandslokomotive im Lokgehäuse versteckt. Das Lokgehäuse ist aus Metall gefertigt und mit vier Schrauben am Chassis festgeschraubt. Diese finden sich seitlich auf Höhe des Führerhauses bzw. zwischen der ersten und zweiten Kuppelachse. Allerdings ist diese Schraube nicht eindeutig zu identifizieren, da eine Vielzahl an Schraubenverbindungen existieren. Danach läßt sich das Lokgehäuse nach oben Abziehen. Für alle Schraubenverbindungen ist ein kleiner Kreuzschraubenzieher notwendig.

Nach dem Öffnen des Modells zeigt sich ein stabiler Motorblock, auf dessen Oberseite sich die Zentralplatine und die Digital-Schnittstelle PluX22 befindet. Dieses Teil dient zudem zur Beschwerung des Modells und nimmt auch den Fußboden des Führerstandes auf. Die Antriebskomponenten sind darunter angesiedelt.

Der Mittelmotor ist in den Lokrahmen eingearbeitet und verfügt über zwei kleine Schwungmassen. Das Drehmoment wird über eine Antriebswelle beim Führerhaus über das Zahnradgetriebe an die dritte Kuppelachse übertragen. Die beiden anderen Achsen werden über die Kuppelstangen mitgenommen. Aufgrund des hohen Eigengewichts kommt die Konstruktion ohne Haftreifen aus. Die Neukonstruktion verfügt über eine Kurzkupplungskinematik.

Fahrverhalten

Die dreiachsige Lok bringt ein Gewicht von 212 Gramm auf die Waage. Die höchste Vorbildgeschwindigkeit ist mit 44 km/h festgelegt. Messungen bei 12 V Gleichstrom lassen das Modell umgerechnet mit ca. 82 km/h „dahinzuckeln“. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist in beiden Fällen zu hoch, und zwar bei der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 87 % und nach dem erhöhten NEM-Wert um ca. 57 %.

Optik

Piko wagt sich neuerdings in der Fertigung von Metallgehäusen, was hierbei vor allem zur Erzielung eines möglichst hohen Eigengewichtes des Modells geschuldet ist. Der hohe Vorbau verfügt über viele Details, die aufgrund der vielen Wartungsklappen mit seinen Scharnieren und Verschlüssen geschuldet sind. In das Gehäuseteil sind aber auch mehrere Anbauteile eingesetzt. Das sind eben nicht nur die unterschiedlichen Griffstangen in horizontaler bzw. vertikaler Lage, sondern auch die Lüfteröffnungen, die frontseitigen Aufstiegsleitern bzw. die am Fahrzeugrahmen aufgesetzten Werkzeugkästen. In die Frontseite ist ein großer Kühlergrill eingesetzt, der an den Ecken von zwei großen Lampen unten und zwei kleinen Lampen oben umringt ist. Ebendiese Lampen sind auch auf der Führerhausrückhand zu sehen, in welcher auch die Signalschlußhalterungen – siehe auch auf der Frontseite des Vorbaus – bereits ab Werk eingesetzt sind. Darauf sind auch mehrere, sehr dezent ausgeführt Nietenverbindungen zu erkennen.

Die Fahrzeugoberseite weist beim Dach ebenfalls feine Detaillierungen auf, auch hier wurden die Wartungsklappen samt der Verbindungen mehr als dezent umgesetzt. Die Dachhauben sind entweder glatt ober mit Verstrebungen umgesetzt worden. Der vordere Bereich ist schon aufwendiger umgesetzt worden. Das Laufwerk mit seinem Außenrahmen ist mit fein gravierten Federpaketen für die Achsaufhängung versehen worden. Unter Verwendung einer Lupe werden weitere Details am Rahmen sichtbar. Die Kuppelstange ist sehr zierlich bzw. filigran umgesetzt worden. Die Bremsbacken befinden sich fast auf Radlaufebene und sind mittels Bremsstangen verbunden.

Farbgebung und Beschriftung

Die neue Verschubdiesellokomotive der NS ist monoton lackiert und weist die grüne Kastenfarbe auf. Das Lokdach ist in Weißaluminium lackiert, der Fahrzeugrahmen und das Laufwerk bzw. der Außenrahmen ist schwarz lackiert. Piko hat seiner neuen Konstruktion die Loknummer 652 vergeben. Weitere Fahrzeuganschriften bis auf die Wortkombination „ZL“ sind keine vorhanden. Die werkseitig montierten Griffstangen sind allesamt in hellgrauer (?) Farbgebung ausgeführt. Die Lackierung gibt deshalb keinerlei Anlaß zur Beanstandung, die wenigen Anschriften sind gut deckend umgesetzt worden. Das Modell verkörpert ein Fahrzeug während der Epoche III.

Beleuchtung

Das Modell wird mittels warmweiße LED beleuchtet, obwohl das Vorbild gelbliche Glühlampen hatte. Der Lichtwechsel erfolgt fahrtrichtungsabhängig. Die Lichtstärke ist zu grell eingestellt.


Bilder