Rivarossi HR4384: Orient-Express-Wagenset
Der italienische Modellbahnhersteller Rivarossi war einer der ersten Hersteller, der verschiedene Modellvarianten von Orientexpress-Wagen ins Modell umgesetzt hat. Die Beschaffung dieser besonderen Wagenbauart geht auf die einstige Betreibergesellschaft CIWL zurück, welche europaweit mit Speise- und Nachtzugverbindungen für Furore sorgte. Reisen im Orient-Express bedeutet Kultur und Luxus zugleich, wenngleich dieser nur gut betuchten Reisenden vorbehalten blieb. Das Reiseverhalten änderte sich aber schlagartig nach dem Zweiten Weltkrieg, indem die Zahl der Luxuszüge durch neu geschaffene Verbindungen der jeweiligen oder wieder erstandenen Staatsbahnen geschaffen wurde. Weiterhin geblieben sind aber die luxuriösen Pullman-Wagen, die sogar in Regelzügen eingestellt waren. Heute verbindet man mit dem Orient-Express ein während der Sommermonate Charterverkehr zwischen London – Paris – Alpenquerung (Österreich oder Schweiz) – Venedig. Die Züge des heutigen Orient-Express, welcher um die Mitte der 1980er Jahren entstanden ist, erreichen eine Länge von bis zu 17 derartige Luxuswagen, die aus Schlaf-, Bar- und Speisewagen bestehen und wohlfeines Reisen offerieren.
Die lange Geschichte des Orient-Express veranlaßte Rivarossi, anläßlich des 140jährigen Bestehens ein entsprechendes Wagenset aufzulegen. Der Zug hat trotz des hohen Alters und all seiner Wirrnisse der Kriege nie an Bedeutung und Attraktivität verloren, seine Bekanntheit tangiert alle Altersschichten. Ob da berühmte Romane oder auch Spielfilme dazu beigetragen haben, sei dahingestellt. jedenfalls lebt der Mythus weiter.
Wie schon eingangs erwähnt, gilt Rivarossi als einer (der ersten) Modellbahnhersteller diese markanten Pullmanwagen. Modelle gab es schon in den 1980er Jahren, damals noch ohne Kurzkupplungskulisse. Die Modelle hatten aufgrund ihres Detailreichtums damals schon ihren Preis. Mit der Überarbeitung der Fahrzeuge und der Berücksichtigung von NEM-Kurzkupplungskulissen paßte er Hersteller seine Modellkonstruktion an heutzutage vorherrschende Konstruktionsprinzipien an. Rivarossi hat bislang mehrere Sets des Orient-Express produziert, erschienen sind Modelle in blauer bzw. blau/weißer Farbgebung als Speise- und Schlafwagen. Außerdem wurde zuletzt auch ein Servicewagen aufgelegt. Diese Modelle verfügten alle über eine Innenbeleuchtung.
Rivarossi würdigt das Jubiläum „140 Jahre Orient-Express“ mit einem neu angekündigten, fünfteiligen Wagenset, welches in entsprechender Aufmachung gestaltet ist. Die Modelle werden in einer größeren Kartonverpackung mit Schaumstoffeinsatz ausgeliefert. Jedes Modell ist in eine Folie eingewickelt und in einer Ausnehmung des Schaumstoffeinsatzes hineingeschoben. In einer eigenen Ausnehmen befinden sich fünf Zurüstbeutel, in denen Bauteile wie Heizkabel, Luftschläuche und Zughaken abgelegt sind. Darin enthalten ist auch ein lackierter Schildersatz. Die Zuglaufschilder des Orient-Express weisen den Zuglauf „Paris – Stuttgart – München – Salzburg – Linz – Wien“ auf. Unklar ist auf den ersten Anschein, für welche Epoche die Fahrzeuge ausgeführt sind? Im Katalog von Hornby wird die Epoche IIIa angeführt, am Etikett des Sets steht Epoche II. Die genaue Zuordnung ist daher nur über die Fahrzeuganschriften bzw. die Revisionsdaten möglich, die eindeutig die Modelle in die frühe Nachkriegsphase der Epoche II einstufen. Der UVP für das Set beträgt € 419,90.
Das fünfteilige Set besteht aus zwei Gepäckwagen, zwei Schlafwagen und einem Speisewagen. Alle Modelle sind aus Kunststoff gefertigt. Die Modelle geben das Vorbild sehr gut wieder, wenngleich vergleichbare Modellkonstruktion weitaus mehr Detailreichtum zu bieten haben. Dies macht sich in angespritzte Bauteile bemerkbar. Griffstangen, Kabelverbindungen bei den Faltenbälgen und die seitlichen Aufstiegsleitern sind als eigens gefertigte Teile eingesetzt, wie auch die Federpuffer. Der Wagenboden weist eine komplette Bremsanlage auf, allerdings sind die Bremssteller farblich nicht eigens behandelt worden. Am Dach sind zahlreiche Nietreihen dargestellt und Abdeckleisten dargestellt. Beachtung verdienen zumindest die Fenstereinsätze und die dahinter sichtbare Inneneinrichtung. Die Modelle sind ab Werk mit einer Innenbeleuchtung ausgestattet.
Bilder HR4384/1
Der erste Gepäckwagen ist mit der Wagennummer 1277 bedruckt, wobei das ausgelieferte Modell auf den Seitenwänden mit einer öliger Flüssigkeit belegt war. Die Flüssigkeit ließ sich nur bedingt entfernen, das erklärt auch die Flecken auf dem neuen Modell. Zur Wagennummer ist auch die Gattungsbezeichnung F 5 zu lesen. Am Langträger ist das Revisionsraster angeschrieben, es enthält die Angaben WL REV. CYL. 3.12.45 bzw. REV. VP 3.12.45.
Bilder HR4384/2
Der erste Schlafwagen ist mit der Wagennummer 3468 versehen, bei welchem ebenfalls das Kürzel F 5 vorhanden ist. Die Revisionsanschriften weist die Angaben WL. REV. CYL. 23.1.47 bzw. REV. VP 23.1.47 auf.
Bilder HR4384/3
Beim dritten Modell handelt es sich um den beigefügten Speisewagen mit der Wagennummer 2866, welcher scheinbar bei der FS eingestellt ist. Im Revisionsraster stehen die Angaben REV TV UWD 3.7.46 bzw. REV CYL UWD 3.7.46.
Bilder HR4384/4
Der zweite Speisewagen erhielt die Wagennummer 3482. Am Langträger sind die Untersuchungsdaten mit den Angaben WL. REV. CYL. 11.3.47 bzw. REV. VP 11.3.47 angegeben.
Bilder HR4384/5
Der zweite Gepäckwagen ist mit der Wagennummer 1280 versehen, bei dem ebenfalls eine ölige Substanz am Wagenkasten vorgefunden wurde. Die Revisionsdaten weisen bei diesem Modell die Angaben WL. REV. CYL. 1.8.46 bzw. REV. VP 1.8.46 auf.