Roco 6200056 & 6200057: Zwickauer Traditionszug
Die Deutsche Reichsbahn hat noch während der 1970er Jahre eine gewisse Liebe zur Tradition von Eisenbahnfahrzeugen entwickelt. Das Unternehmen hat in diesem Jahrzehnt eine größere Flotte an Neubaufahrzeugen in Dienst gestellt sowie das Reko-Programm bei den Personenwagen vorangetrieben. Damit sind viele vierachsige Reisezugwagen der Einheitsbauarten von 1928 bis 1932 arbeitslos geworden und wurden zu einem Traditionszug zusammengestellt.
Drei Wagen 2. Klasse und ein dazugehöriger Gepäckwagen waren noch bis zum Jahr 1977 regulär in der Rbd Greifswald im Einsatz. Der gemischtklassige Eilzugwagen 1./2. Klasse befand sich justament in Dresden-Pleschen abgestellt. Diese vier Wagen waren damals noch die einzigen betriebsfähigen DR-Eilzugwagen mit Mittelgang und Faltenbalgübergang. Sie waren die Basis für den heutigen „Zwickauer Traditionszug“.
Unabhängig von diesen Entwicklungen hat sich im Jahr 1979 die Arbeitsgemeinschaft 3/75 „Eisenbahntradition“ Zwickau gegründet. Die Arge beabsichtigte neben der Übernahme der Güterzuglok 50 849 auch noch weitere Fahrzeuge aus dem Museumspark zu betreuen. Die ArGe hatte vor allem den Wunsch, einen historischen Nostalgiezug für Sonderfahrten einzusetzen, um damit gleichzeitig keine Reisezugwagen mehr aus dem Betriebsbestand des Bww Zwickau verwenden zu müssen. Die Untermauerung des Vorhabens erfolgte dann noch im Jahr 1980. Zwei Jahre später kam noch ein weiterer 2. Klasse-Sitzwagen dazu.
Alle verfügbaren Eilzugwagen wurden ab dem Jahr 1984 in Delitzsch einer Generalreparatur unterzogen. Dabei wurden die Wagen äußerlich weitgehend in den Ablieferungszustand versetzt. Neue Faltenbälge, Emailschilder mit DRG-Beschriftung und Luftsauger Bauart „Wendler“ auf den Wagendächern führten zur optischen Annäherung. Des weiteren wurden alle Fahrzeuge mit Rollenlagerradsätzen und moderne Druckluftbremsen der Bauart KE ausgerüstet. Vieles der Inneneinrichtung wurde bequemer und gefälliger gestaltet. Sämtliche Wandteile, Türen und Zwischenwände erhielten eine Holztäfelung. Im Wagen 50 50 28-14 864-9 wurden die Hartpolstersitze durch die damals übliche Holzbestuhlung mit Lattensitzen abgeändert. Ab 1986 kam noch ein historischer MITROPA-Speisewagen hinzu, der aus zwei Spenderwagen entstanden ist.
Das Jubiläumsjahr der Eisenbahn im Jahre 1985 in der Bundesrepublik Deutschland wurde mit der gänzlichen Instandsetzung des Traditionszuges begonnen und war als Grundlage für die nachhaltige Absicherung der Museumsfahrzeuge.
Modellvorstellung
Roco hat die Modellumsetzung des Zwickauer Traditionszuges ins Neuheitenprogramm von 2024 aufgenommen. Die Modellumsetzung besteht aus einem Modell der DR-Dampflok 50 849 und der Auflage mehrerer DR-Eilzugwagen in zwei Sets. Die Dampflok ist in drei verschiedenen Ausführungen angekündigt worden und wird erst näher behandelt, wenn das Modell vorliegt.
Das erste Set des „Zwickauer Traditionszuges“ besteht aus vier vierachsigen Reichsbahnwagen, die den Bauarten Pw4ü, C4ü, BC4ü und C4ü angehören. Das zweite Set des „Zwickauer Traditionszuges“ beinhaltet zwei C4ü und einen Speisewagen WR4ü. Die Details zu den einzelnen Modellen werden jeweils an der passenden Stelle zu den Bildern angeführt. Bei allen Wagen ist als Heimatbahnhof Zwickau (Sachs.) Hbf. angeschrieben.
Die Auslieferung der Modelle erfolgt einzeln verpackt in der bekannten Fleischmann-Blisterbox samt Umverpackung. Die Modelle sind aus Kunststoff gefertigt. Sie verfügen über etliche Gravuren und Nietennachbildungen, zudem finden sich weitere Details im Bereich der Türen. Die Fenstereinsätze sitzen paßgenau in den Öffnungen, bei den Übergängen sind Faltenbalgübergänge montiert. Die nachgebildeten Drehgestelle weisen eine schöne Tiefenwirkung auf. Die Modelle sind sauber lackiert und auch bedruckt, teilweise sogar mehrfarbig. Gegenüber früheren Modellausführungen wurde nunmehr auch die Bremssteller farblich behandelt.
Jedem Modell ist ein Zurüstbeutel beigelegt und auch die Betriebsanleitung, die Auskunft gibt, wo die Teile zu montieren sind. Die Zurüstteile sind je nach Wagenbauart unterschiedlich durchzuführen. Beim Gepäckwagen liegen beispielsweise die Griffstangen bei den Türen, die Heizkabel zur Selbstmontage bei. Bei den Personenwagen sind die Türgriffstangen schon montiert, in einem Zurüstbeutel wurde die Standardkupplung beigelegt und auch ein lackierter Schildersatz mit den Reichsbahn-Wagennummern und dem Logo. Der Schildersatz umfaßt auch lackierte Zuglaufschilder. Es stehen zwei Zugläufe zur Verfügung, einerseits einen Schildersatz mit der Aufschrift „Sonderung rund um Berlin“ oder „Sonderfahrt des Deutschen Modelleisenbahn-Verbandes der DDR“.
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Der einzige Gepäckwagen ist mit der DRG-Nummer 112 258 Dresden und der Gattungsbezeichnung Pw4ü beschriftet. Darüber hinaus ist am Längsträger noch die DR-Wagennummer 50 50 92-14 385-6 angeschrieben. Ebenso angeschrieben ist das Untersuchungsdaten des Wagens, und zwar mit der Angabe Unt. Wbg 25.06.85 bzw. Nächste Unt. Wbg 25.06.86.Das Modell ist mit einem ausgezogenen und einen eingezogenen Faltenbalg ausgerüstet.
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Das zweite Modell im ersten Set ist ein Wagen der Gattung BC4ü. Das Modell ist mit der alten Reichsbahnnummer 33 086 Dresden sowie mit der DR-Wagennummer 50 50 38-14 641-9 bedruckt. Der Wagen ist mit den Untersuchungsdaten Unt De 6. 8.87 bzw. Nächste Unt De 6. 8.88 beschriftet.
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Beim dritten Modell wurde ein C4ü mit der Wagennummer 73 245 Dresden umgesetzt, der bei der DR die Wagennummer 50 50 28-14 572-8 trägt. Die Revisionsanschriften dieses Eilzugwagens sind ident mit dem vorigen Fahrzeug.
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Der zweite C4ü ist mit der Reichsbahnnummer 72 813 Dresden angeschrieben und weist die Wagennummer 50 50 28-14 552-0 der DR auf. Im Revisionsraster stehen wiederum die gleichen Untersuchungsdaten wie bei den beiden Eilzugwagen zuvor.
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Bei diesem Modell ist unklar, ob es vollständig bedruckt ist oder nicht. Nach Rücksprache mit dem Hersteller sei die Darstellung korrekt, weil gemäß vorliegender Aufnahmen des Vorbildes auch die Reichsbahnnummer nicht angeschrieben ist. Allerdings liegt dem Modell ein Schildersatz mit der Reichsbahnnummer „72 279 Dresden“ bei. Am Langträger steht jedenfalls die UIC-Nummer 50 50 28-14 864-9 der DR. Das Modell weist ebenfalls die Untersuchungsdaten vom 6. August 1987 auf.
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Der zweite Eilzugwagen 3. Klasse ist mit der historischen DRG-Nummer 72 951 Dresden angeschrieben, die Reichsbahnnummer lautet dabei auf 50 50 28-14 562-9. Die Revisionsanschriften sind wiederum ident zum Schwestermodell.
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Eine Reise ohne Speis‘ und Trank ist nie gut, umso wichtiger ist für die Reisenden das Vorhandenseins eines Speisewagens. Die Bewirtung erfolgte in der DDR durch die MITROPA. Zum Zwickauer Traditionszug gesellte sich der WRü 1108 bzw. der bei der DR als WRü 51 50 88-10 054-7 beschriftete Wagen. Im Revisionsraster stehen die Daten REV Go 14.12.85 bzw. Unt Go 14.12.85.