DB-Baureihe E 410: Piko 21000

Die elektrischen Lokomotiven der Baureihe E 410 wurden von der Deutschen Bundesbahn für den grenzüberschreitenden Verkehr nach Belgien und Frankreich beschafft und als „Europa-Lokomotiven“ genannt. Es sind Viersystem-Maschinen, die außer den bekannten Wechselstromnetzen auch die mit Gleichstrom von 1500 V und 3000 V elektrifizierten Strecken befahren können. Drei Fahrzeuge, die E 410 001 bis 003 lieferten Krupp und die AEG. Die beiden anderen Maschinen, E 410 011 und 012 sind eine Gemeinschaftsproduktion von Krupp und BBC. Der Brückenrahmen ist eine selbsttragende Schweißkonstruktion, die bereits für den späteren Einbau einer Mittelpufferkupplung vorbereitet ist. Der Kastenaufbau ist fünfteilig. Die beiden Führerstände sind mit dem Rahmen verschweißt, die drei Hauben des Maschinenraums sind mit dem Rahmen verschraubt und gegeneinander mit Gummiprofilleiten verbunden. Jede Lok ist mit vier Einholm-Stromabnehmern der Bauart SBS 66 ausgestattet. Unterschiede zwischen der AEG- und der BBC-Ausführung sind bei der Speisung der vier Mischstrommotoren vorhanden. Beim Betrieb mit Gleichstrom werden die BBC-Maschinen direkt aus dem Netz, die AEG-Lokomotiven über zwei Wechselrichtergruppen gespeist.


Modellvorstellung

Der Sonneberger Hersteller ist immer wieder bei seiner Neuheitenauswahl für eine Überraschung gut, wenngleich es sich auch um Doppelkonstruktionen handeln mag. In diesem Falle nahm sich Piko der einstigen Europaloks der Deutschen Bundesbahn an, deren Stückzahl beim Vorbild überschaubar blieben. Sie spielten real keine wirklich rolle, dafür sollte das Modell ganz groß heraus kommen. Nach der erfolgreichen Modellumsetzung der Zweifrequenzlok der Baureihe 181.2 war es irgendwie logisch, daß sich der Hersteller auch in diesem Terrain weiterentwickeln wird, obwohl schon vor gut mehr als zehn Jahren ein gleichartiges Modell von LS Models erschienen ist. Jedenfalls hat Piko als Erstmodell mit einer Ausführung in der Epoche III-Beschriftung begonnen. Das erste Modell der E 410 ist in drei Ausführungen angekündigt worden. Unter der schon genannten Artikelnummer ist die analoge Zweileiter-Gleichstrom-Ausführung zum sensationellen Preis von € 209,– erhältlich. Dasselbe Modell bietet der Hersteller auch mit dem Piko TrainSound onboard an, welches unter der Artikelnummer 21002 und zum UVP von € 319,– erhältlich ist. Die Dreileiter-Wechselstrom-Ausführung mit dem Piko TrainSound onboard wird unter der Artikelnummer 21003 angeboten.

Verpackung

Piko liefert sein neues DB-Modell in der bekannten Kartonverpackung mit Blistereinsatz aus. In die Kartonverpackung mit Kartonschuber ist das Modell in der rutschsicheren Blisterummantelung eingelegt. Sämtliche Papiere zum Modell sind an der Unterseite in einem eigenen Schuber in die Kartonverpackung eingeschoben. Das Modell steht wie vergleichbare Konstruktionen wieder auf einem Plastikgleis. Das Modell ist an der Unterseite diesmal über zwei Imbus-Schrauben befestigt, die diesmal an den Fahrzeugecken platziert sind. Dem Modell liegt natürlich wieder ein entsprechender Imbus-Schlüssel bei. Der Zurüstbeutel ist am Scharnier der Blisterbox eingeklebt. Als Zurüstteile sind grundsätzlich die Verschiebertritte, die Bremsschläuche, die Zughaken und das Heizkabel beigelegt. Zusätzlich liefert Piko noch Sonnenblenden zum Einsetzen im Führerstand mit.

Leider hat der Hersteller aus der bisherigen Kritik hinsichtlich der fehlenden Barrierefreiheit von Betriebsanleitungen nichts gelernt, denn die Lesbarkeit der Betriebsanleitung läßt auch dieses Mal zu wünschen übrig. Die Explorationszeichnungen sind für den Modellbahner sehr nützlich. Ergänzende Hinweise werden noch in Schriftform niedergelegt. Allerdings wäre es sehr sinnvoll, die bisher gewählte Schriftgröße zu überdenken. Der Hersteller möge bedenken, daß die Sehkraft gerade älterer Personen schwächer wird und die Angaben nur mehr unter der Zuhilfenahme einer Lupe erkennbar sind. Es ist unverständlich, warum der Hersteller sich gerade dieser Situation nicht bewußt ist und ein leicht zu lösendes Manko nicht löst?

Technik

Für die Begutachtung der technischen Ausstattung muß das Kunststoffgehäuse vom Lokrahmen abgezogen werden. Das Lokgehäuse ist an vier Stellen im Drehgestellbereich mit dem Chassis verbunden. Nach dem lösen dieser ist das Abziehen des Gehäuses möglich. Es tritt nun das Herzstück der Neukonstruktion zu Tage, wobei das Innenleben des Modells sich an bisher gewohnten Prinzipien orientiert. Die Zentralplatine ist auf dem Metallrahmen befestigt. Auf der Platine sind noch weitere Halterungen für den Decoder und den Lautsprecher bei den Digitalmodellen montiert. Die Digitalschnittstelle ist an der Oberseite der Platine untergebracht und entspricht wie gewohnt dem Typ PluX22.

Der Mittelmotor ist im Metallrahmen unter der Platine gelagert und hat zwei große Schwungmassen. Das Vordringen zum Mittelmotor gestaltet sich trotz der Angaben aus der Betriebsanleitung als schwierig, weil die beiden Drähte zum Motor leider überkreuzt sind und somit wenig Spiel bleibt, um die Plastikverkleidung für den Maschinenraum bzw. Lagerungsteil für die Platine (Motorhalter) vom Lokrahmen wegzudrehen. Die Kraftübertragung erfolgt über Kardanwellen und das Stirnradgetriebe im fix verkapselten Getriebeblock auf alle vier Achsen. Die Getriebedeckel an der Drehgestellunterseite sind verschlossen. Die Abnahme für den Fahrstrom erfolgt über alle Achsen. Die Achsen 2 und 3 sind jeweils einseitig mit Haftreifen versehen. Das Modell verfügt selbstverständlich über eine NEM-Kurzkupplungskinematik. Beim Anblick der Unterseite fällt jedoch auf, daß sich Piko bei der Fahrwerkskonstruktion von der Baureihe 181.2 beholfen hat. Die Getriebedeckel stammen von dieser, auch ist hier die Lemniskaten-Anlenkung des Drehzapfens, welche bei der E 410 nicht existierte, zu erkennen.

Fahrverhalten

Das Eigengewicht des Modells beträgt 406 Gramm. Das vorliegende Modell macht bei den Testrunden auf der Anlage eine hervorragende Figur. Das Modell ist leise und hat einen taumelfreien Lauf. Erfreulich ist vor allem die Geschwindigkeit des Modells. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. xxx km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. xxx % höher, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 30 % um xxx % zu niedrig.

Optik

Bevor das Modell der Baureihe 184 im Fachhandel war, waren einige Zeitgenossen wegen einer angeblich unschönen Formtrennkante völlig außer sich. Die im Vorfeld der Auslieferung geführte Diskussion ist auch zu mir vorgedrungen. Der Blick auf meine Bilder läßt zwar einen leichten Übergang erkennen, aber ist kein Grund, sich selbst in Rage zu bringen.

Piko hat mit der Baureihe 184 wiederum auf den ersten Blick eine sehr schöne Neukonstruktion auf die Schienen gestellt, wobei neben den wohlgeformten Proportionen auch der wahre Detailreichtum am Modell auffällt. Piko liefert die E 410 001 bereits ab Werk mit fast allen Anbauteilen aus, was insofern schon ein positiver Aspekt ist, weil „geübte“ Hände dies perfekt umsetzen können. Piko hat die markante Silhouette des Vorbildes sehr gut getroffen, was in Anbetracht der mehrfachen Abrundungen nicht so einfach umsetzbar ist. Das Lokgehäuse fällt aber auch durch die Umsetzung der drei aufgesetzten Hauben auf, indem dort nicht nur zwei Sicken zu sehen sind, sondern auch die optische Umsetzung der Gummidichtungen dazwischen absolut sehenswert ist. Ungeachtet dessen finden sich am Lokgehäuse noch feine Gravuren, insbesondere im Türbereich.

Die Fenstereinsätze sind paßgenau umgesetzt, hierbei beachte man vor allem die an der Innenseite montierten Fenstergriffe bei den Seitenfenstern. eingesetzt. Die Frontfenster sind in Alurahmen gefaßt. Mehrere optische Highlights hat jedoch das Dach zu bieten. Das Modell wird mit vier filigran ausgeführten Einholmstromabnehmern ausgeliefert, nur die beiden außenliegenden sind mit derselben Wippe für Gleichstrom-Fahrleitungen versehen. Auch der Dachgarten ist hervorragend umgesetzt, sogar die Abdeckung des Antriebes ist realisiert worden. Positiv fallen vor allem die korrekt umgesetzten Dachstege als Ätzteile mit den ovalen Ausnehmen auf. Auch die Länge dieser ist korrekt umgesetzt worden. Selbst der Trafoturm hat noch Überraschungen zu bieten. Die Drehgestelle weisen eine entsprechende Tiefenwirkung auf und sind dreidimensional durchgestaltet, wiewohl das auf den ersten Blick nicht erkennbare Manko schon weiter oben angesprochen wurde.

Farbgebung und Beschriftung

Das Modell der E 410 001 ist tadellos lackiert, auch die Farbtrennkanten sind hervorragend umgesetzt worden. Gleiches gilt auch für die Anschriften am ersten Modell dieser Viersystemlokomomotiven. Jedoch sind die Angaben nur vollständig wiedergegeben. Es fehlen sämtliche Angaben zu den Bremsgewichten und auch was die Daten im Revisionsraster betrifft. Piko hat in diesem Falle ein Modell geschaffen, welches direkt von der Werkshalle zur DB zwecks Erprobung und Zulassung rollte. Es ist schon zu hinterfragen, ob dies wirklich sinnvoll ist? Abgesehen von diesen wirklich unschönen Mankos kann die Neukonstruktion durch anderes Details punkten, wie die neu ausgeführten DB-Kekse an den Stirn- und Seitenwände. Diese sind dreidimensional umgesetzt, wobei sogar die Befestigungsschrauben extra nachgebildet wurden und sogar eine farbliche Behandlung erfuhren. Leider ist dies nicht in allen Bereich problemlos geglückt. Darunter leidet das Erscheinungsbild des markanten DB-Kekses. Auf den zweiten Blick ist noch eine weitere optische Nachbildung zu erkennen, indem rund um die Lüftereinsätze die Verbindungsschrauben am Rand mittels Farbpunkte angedeutet sind. In diesem Zustand müßte das Modell auch über grau lackierte Pufferhülsen verfügen. Die Lok erhielt die Betriebsnummer E 410 001. Angaben zum Heimat-Bw sind nicht vorhanden, dafür wurden die beiden Fabrikschilder korrekterweise aufgedruckt.

Beleuchtung

Das Modell ist mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Wartungsarme, warmweiße und rote LEDs dienen der Darstellung des dreibegriffigen Spitzen- bzw. zweibegriffigen Schlusslichtes. Die Modelle mit Digitaldecoder verfügen natürlich noch weitere Lichtspiele.


Bilder