modellbahninfo.org | Modellbesprechung

Das letzte im alten bzw. das erste Jahrzehnt im neuen Jahrtausend war maßgeblich von der technischen Weiterentwicklung der Traktionstechnik geprägt und haben somit die Drehstromantriebstechnik zur Serienreife geführt. Ein essentieller Vorteil dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass damit die technische Konzeption von Mehrsystemlokomotiven vereinfacht wurde. Wenn man daran denkt, wie kompliziert die seinerzeitigen Schaltungen der Europa-Lokomotiven der BR 184 der Deutschen Bundesbahn waren, so einfach lassen sich heute Gleich- und Wechselstromlokomotiven mit der modernen Halbleitertechnik entwickeln.

Im deutschsprachigen Raum sind vor allem zwei große Hersteller in der Entwicklung involviert, und zwar Bombardier mit der TRAXX-Familie und Siemens mit der EuroSprinter-Plattform. Ungeachtet dessen trat neben Skoda auch noch Alstom als französischer Hersteller für Mehrsystemlokomotiven in den begehrten Markt ein, zumal der Hersteller als Haus- und Hoflieferant für die SNCF agiert. Unter dem Produktnamen Alstom Prima entwickelte der Hersteller speziell für die SNCF eine entsprechende Mehrsystemlokomotive. Die als Dreisystem-Lokomotive konzipierte Type ist sowohl unter einer 1500 V Gleichstrom-Fahrleitung als auch unter 15 kV/16,7 Hz oder 25 kV/50 Hz Wechselstromnetzen verwendbar.

Die Alstom Prima ist als Güterzuglokomotive mit einer Dauerleistung von 4,2 MW ausgelegt und hat die Achsfolge Bo' Bo', Die 19,52 m lange Lokomotive bringt ein Dienstgewicht von 89 t auf die Waage und ist für verschiedene Höchstgeschwindigkeiten zugelassen: 140 km/h in Frankreich; 120 km/h in Deutschland und lediglich 100 km/h in der Schweiz. Die SNCF stellte zwischen 2004 und 2006 insgesamt 60 Lokomotiven als BB 37001 – 37060 in Dienst, die nach der Unternehmensaufteilung der Güterverkehrssparte SNCF Fret zugeschieden wurden und zusätzlich an der vorangestellten 4 zur bekannten Betriebsnummer kenntlich gemacht wurden.

Neben den SNCF-Loks wurden noch weitere 31 baugleiche Lokomotiven für die privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen Veolia und CB Rail gebaut. Dank der Mehrsystemfähigkeit sind die Loks auch regelmäßig in Deutschland anzutreffen.

RockyRail als recht junger Modellbahnhersteller hat seinen Sitz in Belgien und trat bisher mit ersten Container-Doppeltragwagen-Konstruktionen am Markt auf. Nachdem der Einstieg in die Spurweite N ebenfalls mit Container-Tragwagen erfolgte, wurde das Sortiment mit einem Lokmodell aus der Alstom-Prima-Plattform erweitert. Rocky-Rail bietet dabei Ausführungen der Dreisystemlokmotive ebenso an wie auch in der Ausführung als Diesellok BB 75000. Das Besprechungsmodell hat die Artikelnummer RR437004 und ist an die Betriebsnummer angelehnt, von denen weitere Nummernvarianten unlängst ausgeliefert wurden. Die Homepage des Herstellers offeriert die Neukonstruktion für "günstige" € 162,--.

Verpackung

Die Auslieferung der Neukonstruktion erfolgt in einer absolut soliden Kartonverpackung, in welcher das Modell in einer zweiteiligen Plastikschale transportsicher verpackt ist. Zum Herausheben dient eine untergelegte Plastikfolie. Darunter liegt dem Modell eine simple, aber in vier Sprachen formulierte Betriebsanleitung mit Illustrationen bei. Ein Zurüstbeutel befindet sich gut versteckt in Hohlraum der weißen Plastikschale, welcher zunächst übersehen wurde. Darin befinden sich die vier Rückspiegel sowie noch anzubringende Verschiebertritte im Bereich der Pufferbohlen.

Technik

Es liegt auf der Hand, dass die technischen Komponenten der Novizin von Rocky-Rail ebenfalls unter dem Kunststoffgehäuse versteckt sind. Das Kunststoffgehäuse lässt sich wie in der Beschreibung angegeben einfach durch vorsichtiges Auseinanderspreitzen des Gehäuse abheben. Im Gehäuse ist an der Decke ein Ballastgewicht montiert. Das Modellgewicht beträgt 87 Gramm.

Bei der BB 437004 zeigt sich dasselbe Bild bisheriger Antriebskonzepte. Ein Mittelmotor mit zwei großen Schwungmassen treibt alle Achsen über Kardanwellen und dem Stirnrad-/Schneckengetriebe an. Die Antriebselemente werden durch die darüber befindliche Platine verdeckt, die übrigens an einem Ende den Steckplatz für die 6polige Schnittstelle nach NEM 651 beherbergt. Dieser Bereich gewährt einen Einblick in die Antriebskomponenten, auf der anderen Fahrzeugseite ist dieser Fahrzeugteil zusätzlich mit einer Abdeckung versehen. An den Getriebeunterböden sind entsprechende Ausnehmungen bei je einem Zahnrad gegeben.

Die Neukonstruktion wurde mit einer Kurzkupplungskinematik nach NEM 355 versehen, in welcher serienmäßig eine N-Standardkupplung steckt.

Fahreigenschaften

Das Modell durfte auf einem Testring etliche Runden drehen. Es wurde auf einem Fleischmann piccolo Gleis getestet.

Das Vorbild ist je nach Ländereinsatz für unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten zugelassen. Messungen bei 12 V Gleichstrom bringen eine Modellgeschwindigkeit von ca. 136 km/h hervor. Die Berücksichtigung aller drei Höchstgeschwindigkeiten zeigt folgende Abweichungen zum Vorbild und zur NEM:

Frankreich Deutschland Schweiz

Vorbildgeschwindigkeit -2,82% 13,38% 36,05%

NEM-Wert (+ 50 %) -52,80% -36,62% -13,95%

	Frankreich	Deutschland	Schweiz
Vorbildgeschwindigkeit	-2,82%	13,38%	36,05%
NEM-Wert (+ 50 %)	-52,80%	-36,62%	-13,95%

Optik

Die Neukonstruktion ist für diese Spurweite ein wahrer Hingucker. Das Kunststoffgehäuse ist an der Außenhaut mit zahlreichen für die BB 37000 typische Details graviert. Bei genauerer Betrachtung werden sogar dezente Niet- oder Schraubenverbindungen sichtbar, die sich im Bereich der Führerstandstüren befinden. Der Lokkasten ist gesickt, die Lüftergitter sind entsprechend graviert und kommen gut zur Geltung, Die Frontpartie enthält alle fahrzeugspezifischen Merkmale, was auch für das Fahrzeugdach mit den Aufbauten, der Dachleitung und der drei verschiedenen Stromabnehmer gilt. Die Griffstangen bei den Türen und der Frontumlauf unterhalb der Panoramascheibe scheinen aus Metall gefertigte und extra eingesetzte Teile zu sein. Für Selbstmontage der vier Rückspiegel sind entsprechende Löcher vorgesehen. Die Trittflächen oberhalb der Pufferbohlen sind jedoch wiederum zu grobmaschig ausgeführt.

Bedruckung und Lackierung

Auch hier ist dem Modell ein gutes Zeugnis auszusprechen. Das Modell ist an und für sich sauber lackiert, allerdings sind eindeutig unscharfe Übergänge am weißen Schrägbalken der gesickten Seitenflächen zu erkennen. Die Anschriften sind teilweise trennscharf unter der Lupe gut lesbar. Die Lok trägt das Revisionsdatum 16.03.2008. Die vollständige Betriebsnummer lautet: 91 87 0037 004-5 F-SNCF.

Beleuchtung

Das Beleuchtungskonzept besteht aus LED-Lichtkörpern, die richtungsabhängig in den Farben weiß bzw. rot leuchten.