Die Reihe 541 der SZ von Piko
Vorbild | Modell |
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Die Reihe 541 der SZ von Piko
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Die ÖBB waren durch ihre Vertragsumwandlung bezüglich der letzten 68 Lokomotiven der Reihe 1116 in eine Mehrsystemlokomotive der Reihe 1216 maßgeblich dafür verantwortlich, dass ihr "Taurus III" in gleicher Bauform auch zu anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen unter der Siemens-Typenbezeichnung ES 64 U4 gelangte. Gegenüber dem Taurus I und II (ÖBB 1016 und 1116) stellt die ÖBB-Reihe 1216 im mechanischen wie elektrischen Teil eine Neukonstruktion dar. Im mechanischen Teil wurde der Lokkasten in das italienische Umgrenzungsprofil eingepasst, zudem ist der Führerstand wieder über zwei seitliche Führerstandstüren betretbar. Der Taurus II war als Zweifrequenz-Lokomotive konzipiert. Um geeignete Loks für den Korridorverkehr Innsbruck – Pustertal – Osttirol einerseits und für den Güterverkehr in Italien andererseits zu haben, war eine Serien-Lok mit zuverlässiger Gleichstromausrüstung notwendig. Dazu wurde die Reihe 1216 bzw. ES 64 U4 mit einem Gleichstromteil mit 1500 V und 3000 V ergänzt, welcher von der seit 2003 in Auslieferung befindlichen Type ES 64 F4 (vgl. mit DB AG Baureihe 189) übernommen wurde.
Bereits vor der Ablieferung und Inbetriebnahme der ersten Loks im Jahr 2005 orderten die Slowenischen Staatsbahnen im Juli 2004 jeweils zehn Lokomotiven in der Variante B 2 als Reihe 541.0 und in der Variante F als Reihe 541.1. Diese wurden zwischen Juni 2006 und Mai 2007 ausgeliefert. Die Lokomotiven 541 011 - 022 wurden im Jänner 2008 bestellt und zwischen April und September 2009 in Dienst gestellt. Die Lokomotiven der Variante B2 sind für die Länder Slowenien, Österreich, Deutschland und Kroatien einsetzbar, jene der Variante F sind zusätzlich noch in Tschechien, Slowakei, Ungarn und Italien zugelassen.
Die Siemens-Lok der Type ES 64 U4 befindet sich schon längere Zeit im Programm des Sonneberger Herstellers. Als Neuheit 2015 wurde ein Modell in der Ausführung der SZ-Reihe 541 unter der Artikelnummer 59913 (Gleichstrom, UVP € 149,99) bzw. 59813 (Wechselstrom, UVP € 169,99) angekündigt. Das Modell trägt die vollständige, zwölfstellige Betriebsnummer 91 79 1 541 015-8 und ist eindeutig der Epoche VI zuzuordnen.
Verpackung
Piko liefert seine Fahrzeuge in einer Kartonschachtel an den Fachhandel aus. Das Modell liegt in einer zweiteiligen, passgenauen Plastikform. Nach dem Abziehen des Oberteiles (Deckel) der Plastikform lässt sich das Modell entweder mit den untergelegten Plastikfolien herausziehen oder man dreht das Unterteil und lässt das Modell in die offene Handfläche fallen. Verschiedene Prospekte und die mehrsprachige Betriebsanleitung inkl. Ersatzteilblatt liegen dem Modell bei. Auf die Beigabe eines Zurüstbeutels wurde verzichtet, da sämtliche Anbauteile bereits ab Werk fix montiert sind.
Technik
Der technische Teil der vorliegenden Lokomotive befindet sich unter dem Lokgehäuse. Das Lokgehäuse ist mit zwei Kreuzschrauben am Rahmen befestigt. Nach dem Lösen der beiden Schrauben an der Unterseite des Modells (große Löcher) und dem leichten auseinanderspreizen des Gehäuses lässt sich das passgenau auf dem Metallrahmen sitzende Chassis problemlos nach oben abziehen.
Die technischen Komponenten sind auf den Metallrahmen geschraubt. Die Platine ist direkt über dem Mittelmotor befestigt und weist eine Schnittstelle nach NEM 652 auf. Das Modell ist serienmäßig mit einem Brückenstecker ausgestattet. Für den Digitalbetrieb kann ein eigener Multiprotokolldecoder mit Lastregelung (Artikelnummer 56121, UVP € 37,99) oder das Sound-Kit 1216 (56196 für UVP € 84,99) gekauft werden.
Der Mittelmotor ist im Metallrahmen unter der Platine platziert und hat zwei große Schwungmassen. Das Modell wird über die beiden Kardanwellen und das Stirnradgetriebe auf allen vier Achsen angetrieben. Oberhalb der Kardanwellen sind Abdeckungen für die Ablage des Decoders oder des Soundkits montiert. Für Wartungszwecke an den Zahnrädern hat Piko am Getriebeunterboden entsprechende Öffnungen vorgesehen.
Die neue SZ-Variante dieser Siemens-Lokomotive ist ca. 418 Gramm schwer. Sie ist mit zwei Haftreifen bestückt, welche diametral auf der jeweils inneren Achse jedes Drehgestells aufgezogen sind. Der Fahrstrom wird von allen Achsen abgegriffen.
Fahrverhalten
Das vorliegende Modell macht bei den Testrunden auf der Anlage eine hervorragende Figur. Das Modell hat einen taumelfreien Lauf, der Motor ist absolut leise und gar nicht zu hören, lediglich die Rollgeräusche im Fahrbetrieb sind zu vernehmen.
Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 247 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 7 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 23 % zu niedrig.
Ungeachtet dieser Messwerte ist das Modell für den analogen Anlagenbetrieb nach der subjektiven Ansicht des Rezensenten trotzdem zu schnell. Der Auslauf des Modells beträgt ca. eineinhalb Loklängen. Das Modell neigt dazu, „Halt“ zeigende Signale zu überfahren.
Optik
Der erste Blick verrät, dass Piko mit der Modellumsetzung ein großer Wurf gelungen ist. Der Käufer erhält ab Werk ein fertig zugerüstetes Modell. Sämtliche Griffstangen, Haltegriffe und Scheibenwischer sind bereits montiert. Die Seitenwände, die Türbereiche, die Übergänge zu den Dachteilen, aber auch die Frontpartien sind sauber graviert und ausgeführt. Die Haltegriffe weisen eine dezente Materialstärke auf, die Scheibenwischer sind filigran nachgebildet. Die Führerstände sind nur schemenhaft dargestellt, auf die Bestückung eines Führerstandes mit einem Lokführer wurde verzichtet.
Der nächste Blick ist dem Dach gewidmet. Das Modell fällt insbesonders durch den dichten „Dachgarten“ auf, welcher aufgrund der Mehrsystemfähigkeit des Vorbildes notwendig ist. Die einzelnen Bauteile sind verschiedenfarbig dargestellt und vollständig und korrekt wiedergegeben. Die Dachleitungen wirken flach. Die verwendeten vier Stromabnehmer gleicher Bauart sind hingegen weniger erfreulich: diese sind gegenüber dem Vorbild realitätsfremd umgesetzt und trüben den ansonsten positiven Gesamteindruck des Modells massiv. Dafür sind wiederum die Dachgitter sauber umgesetzt.
Die abschließende Betrachtung ist dem Fahrwerk gewidmet. Beide Drehgestelle weisen einen hohen Wiedererkennungswert zum Vorbild auf. Die Drehgestelle sind im Halbrelief darstellt, wobei die Federpakete zu filigran wirken. Die Pufferverkleidungen sind aus Plastik und am Rahmen eingesetzt. Das Modell verfügt über eine Kurzkupplungskulisse. Die Radscheiben des Modells sind bedruckt, ob diese vereinfachte Darstellung eines Export-Modells würdig ist, sei dahingestellt.
Farbgebung und Beschriftung
Die Lackierung des vorliegenden Modells ist tadellos, selbst unter der Lupe waren keine Farbverläufe zu erkennen. Sämtliche Anschriften sind sauber gedruckt und gut lesbar, teils mehrfarbig. Ein Abgleich mit Vorbildaufnahmen zeigt aber, dass die Anschriften zwar vollständig wiedergegeben sind, manche aber nicht korrekt platziert wurden.
Beleuchtung
Das Modell ist mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Wartungsarme, weiße und rote LEDs dienen der Darstellung der dreibegriffigen Spitzen- bzw. zweibegriffigen Schlusslichter, welche fahrtrichtungsabhängig leuchten.
Markus Inderst, 19.05.2015