Lothar Weber
Dampf-Aus in der DDR
Der Autor weist bereits im Vorwort darauf hin, dass er das Thema kompakt aufarbeiten wird. Kompakt ist der Text auch geworden, schliesslich galt es, die Dauer der Traktionsumstellung vom Entstehen der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum tatsächlichen Dampf-Aus gegen Ende der 1980er Jahre zu beschreiben. Dass der Weg dazu durchaus steinig war, erfährt der Leser mit allen Höhen und Tiefen in dieser sehr flüssig verfassten Literatur. Beim genaueren Lesen wird der Leser aber aus der Literatur entnehmen, dass die Umstellung auf andere Traktionsarten unter der Ausgangsbasis nach dem Zweiten Weltkrieg alles andere als einfach war, wurden noch bestehende und funktionierende Anlagen als Reparationszahlung beschlagnahmt und mußte doch die junge DR quasi aus dem nichts völlig neue Strukturen ihrer Traktion schaffen.
Diese Entwicklungen sind im Buch allesamt nach zulesen, wobei die Entwicklungszyklen der Umstellung auf die billigere und effizientere Diesel- bzw. elektrische Traktion gerade in der DDR ein Abbild von volkwirtschaftlichen Entscheidung einer nach der Planwirtschaft regierten Nation war bzw. deren Planungen vielfach durch Abhängigkeiten im Rahmen des Comecon basierten. Dem Autor ist es also gelungen, gerade diese komplexen Zusammenhänge wie auch diese Abhängigkeiten anschaulich darzulegen, wobei neben den hohen politischen Vorstellungen und Entscheidungen stets betriebliche Belange aus dem Realbetrieb der DR in das Manuskript Eingang fanden und daraus ein reales Bild einer wohl sehr schwierigen Lage bildete. Diese innerbetrieblichen Einsichten sind darüberhinaus noch durch verschiedene Aspekte der generellen Wirtschaftsleitung der DDR garniert, denn nicht jede politische Forderung ließ sich aufgrund vorherrschender Zwänge und Gegebenheiten – gerade unter den dargestellten Voraussetzungen - nicht in diesem Ausmaße verwirklichen, wie man dies von der DR verlangte. Letztendlich bringt das Buch zum Ausdruck, daß die Traktionsumstellung trotz der heftigen Verspätung durchaus auch ein Ausdruck und Spiegelbild der wirtschaftlichen Potenz der DDR war.
Im Buch wird man vergebens detaillierte Informationen über beschaffte Type finden. Gerade bei der Umstellung auf den E-Betrieb wird zwar von der Beschaffung geeigneter E-Loks gesprochen, es findet sich lediglich der Hinweis auf die BR 250 bzw. die BR 251 für den Versuchsbetrieb im Harz. Beim aufmerksamen Lesen fiel dem Rezensenten erst beim Schreiben dieser Zeilen auf, nichts über die weiteren E-Lok-Typen neueren Datums gelesen zu haben, welche doch maßgeblich für den Niedergang der Dampftraktion mitverantwortlich waren, wenngleich dies wie im Schmalspurkapitel nicht ganz der Fall war. Obwohl die DDR doch sehr von Propaganda zur Aufrechterhaltung des Scheines geprägt war, hat den Rezensenten eines fasziniert, wie die Rbd Magdeburg nüchtern und neutral einen Leserbrief zur Traktionsumstellung auf der schmalspurigen Harzquerbahn formulierte. Neben einer vielseitigen Bildauswahl finden sich im Buch zahlreiche Tabellen, die einerseits Eröffnungsdaten von Streckenelektrifzierungen und anderseits noch die Beheimatungen von verschiedenen Dampflokomotiven enthalten.
Allgemeine Infos:
Verlag: Transpress-Verlag, Stuttgart
Autor: Lothar Weber
Buchhülle: Paper-Back
Umfang: 160 Seiten / 17,1 x 21,1 cm
Fotos: 117
Skizzen: 1
ISBN: 978-3-613-71513-4
Verkaufspreis: € 19,95 [D]/€ 20,60 [A]
26.12.2015