Brawa 40844: DB 57.10

Gute Betriebserfahrungen mit der Gattung T 16 der KPEV veranlaßte die Leitung der Preußischen Staatsbahn, eine fünffach gekuppelte Schlepptender-Lokomotive bei Henschel entwickeln zu lassen. Im Jahre 1910 kam die erste Lokomotive zum Einsatz. Der Kessel entsprach weitgehend jenem der mittlerweile mehr als bewährten P 8. Die KPEV beschaffte von der neuen Güterzuglok, die als G 10 geführt wurde, bis zum Jahre 1925, also der Verstaatlichung, 2.580 Maschinen bei mehreren Herstellern. Die Reichseisenbahnen Elsaß-Lothringen kauften 35 Stück und die Saarbahnen nahmen 27 Lokomotiven in Betrieb. Darüber hinaus wurden noch bis 1931 mind. 350 Lokomotiven ins Ausland abgesetzt. Die Deutsche Reichsbahn übernahm fast alle Maschinen von der KPEV und auch später viele Lokomotiven, die in Ost- und Südosteuropa im Einsatz standen. Bei der DB wurden Ende 1968 die meisten Lokomotiven aus dem Betrieb genommen, bei der DR waren noch mehrere im Einsatz.


Modellvorstellung

Brawa zählt zu jenen Herstellern in der Branche, die jedes Jahr nicht nur großen Wert auf eine Topneuheit großen Wert legen, sondern auch gewillt ist, eine gewisse Contenance in der Modellumsetzung zu pflegen. Obwohl die bisherigen Dampflokkonstruktionen vom Vorbild her betrachtet eher kleiner Stückzahlen repräsentierten, greift Brawa nunmehr eine Länderbahn-Konstruktion auf, die es über viele Epochen und gleich mehreren Bahnverwaltungen gab. Brawa hat seine preuß. G 10 zwar vor vier Jahren in Nürnberg angekündigt, doch erst jetzt werden die Früchte des langen Wartens und Konstruierens wirklich sichtbar.

Zur Vorstellung gelangt die DB-Variante der preuß. G 10 als Baureihe 57.10-40. Das Modell wurde im Neuheitenprospekt 2017 mit vier verschiedenen Ausführungen angeführt, und zwar die Artikelnummer 40844 (analoges Basic+-Modell ohne Sound; UVP € 394,90), unter der Artikelnummer 40845 die dazugehörige Wechselstromausführung zum UVP von € 439,90 sowie in der Extra-Ausführung als Digitalvariante die Artikelnummern 40846 (Gleichstrom-Modell, UVP € 529,90) und 40847 (Wechselstrom-Modell, UVP € 529,90) samt Soundfunktion.

Verpackung

Brawa-Modelle werden in einer mehrteiligen Verpackung ausgeliefert. Zuerst muß der Kartonschuber von der Schachtel entfernt werden. In der Kartonschachtel befindet sich die gut verpackte Dampflokomotive. Diese sind in einer rund-um-anliegenden Plasterverpackung rutschsicher verpackt. Zum Entnehmen des Modells muß zunächst nochmals ein Plastikschuber entfernt werden, dann läßt sich die Plastikummantelung ausklappen. In den nicht mit Styropor ausgekleideten Verstärkungen liegt ein Zurüstbeutel mit verschiedenen Kleinteilen und dem Einsatz für den Kohletender. eine Ausführliche Betriebsanleitung liegt in der Kartonschachtel bei.

Technik

Die technischen Komponenten der Lok im Lokkessel bzw. im Tender untergebracht. Für die Entnahme des Lokgehäuses müssen zunächst drei Schrauben an der Unterseite des Modells gelöst werden. Das Lokgehäuse läßt sich dann problemlos abziehen. Der Motor liegt im mittleren Teil de Lokkessels und verfügt über zwei Schwungmassen. Dieser treibt über ein Kardangelenk und über eine Schnecke auf das Getriebe der Lok und damit weiterführend auf die hintere Kuppelachse. Die Zahnradkette verläuft bestens versteckt durch den Stehkessel und den Aschkasten zur vierten und fünften Kuppelachse. Diese beiden Achsen sind ebenso wie die vorderen Kuppelachsen durch funktionsfähige Ausgleichshebel verbunden. Die mittlere Achse ist federbelastend, sodaß sich stets eine Allradauflage auf den Gleisen gibt. Das Drehmoment im Getriebekasten führt allerdings zu Rückstellkräften, aus denen recht unterschiedliche Zugkräfte resultieren. Die Stromabnahme erfolgt über alle Achsen der Lok und über die erste und letzte Tenderachse.

Vor dem Motor ist ein Leerraum, dieser Dienst für das Digitalmodell für die Unterbringung der Schallkapsel für den Loksound. Mit dieser Schallkapsel will der Hersteller sicherstellen, daß der Loksound gleichmäßig nach Außen tritt. Der auf der Lok TRIER bzw. dem Kessel platzierte Laufsprecher ist dort eine kleine isolierte Schallkapsel montiert worden.

Im Tender ist die Fahrzeugplatine untergebracht, in welcher eine PluX22-Schnittstelle berücksichtigt ist. Das Tendergehäuse ist über vier Schrauben von der Unterseite her befestigt. Die Lok und der Tender sind über eine zehnpolige Leistung, die in die Deichsel integriert ist, verbunden. Auf dieser Deichsel wurde das Übergangsblech gesetzt, daß bei sämtlichen Kurvenfahrten immer mit ausschwenkt. Entfernt man die vordere Tenderachse, werden Rastrasten in der Deichsel zugänglich. Das Modell kann jederheit über die Lok-Tender-Kupplung problemlos getrennt werden. Das Modell besitzt eine Kurzkupplungskulisse lediglich im Tendergehäuse. Für den leeren Kohlekasten liegt im Zurüstbeutel ein eigenes Teil zum Einklipsen bei.

Fahrverhalten

Die Brawa-Lok erreicht bei der Verwiegung ein Eigengewicht von 427 Gramm. Die Maschine läuft bei seinen Testrunden taumelfrei und leise. Erfreulich ist vor allem die Geschwindigkeit des Modells. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 66 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 10 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 30 % um 20 % zu langsam.

Optik

Die vorliegende DB-Lok stellt eine Formvariante zur der bisher schon ausgelieferten, vierdomigen Maschine vom letzten Jahr dar. Die Lok in der DB-Ausführung weist nur mehr einen Dampfdom sowie davor gesetzt einen Sanddom auf. Jedenfalls ist das Modell schon vom Anschauen eine reine Augenweide, denn noch nie wurden bei einem Großserienmodell derart hohe konstruktive Standards erreicht. Diese hohe Kunst der Konstruktion wird allein schon an den detailreichen Ausführungen am Langkessel ersichtlich. Einzelne Schmierleistungen sind am Kessel angraviert, wo es Sinn macht. Verschiedene Druckluftleistungen oder Verrohrungen von verschiedenen Versorgungseinrichtungen der Dampflokomotive wie die Luftpumpe, der Dynamo, der Hilfsbläser, die Speisepumpe, des Vorwärmers, der Sandkästen sind absolut freistehend realisiert und reichen sogar ein Bereiche, die mit dem freien Auge nicht so einfach sichtbar sind. Sichtbarer ist dafür die Stehkesselrückwand mit seinen vielen Details und den etwa angesetzten und entsprechend farblich ausgelegten Armaturen. Sämtliche Ventile sind am Modell als freistehende Teile extra angesetzt.

Beim Fahrwerk fallen zunächst die filigran ausgeführten Radsätze mit korrekten Gravuren der Gegengewichte und Radreifen mit reduzierten Grenzmaßen auf. Sämtliche Steuerungsteile sind feinst detailliert und harmonisieren auch farblich gut. Einzelne Steuerungsteile sind aus gegossenen Metallstangen gefertigt. Die korrekte Umsetzung der Bremsanlage ist auf den ersten Blick nicht sichtbar, wenn man aber die Lok von der Unterseite des Rahmens betrachtet, dann wird der vordere Festpunkt der ansonsten korrekt nachgebildeten Traversen, Zugstangen und Gelenke sichtbar.

Gut gelungen ist auch das Fahrwerk des Tenders, das auch hier alle entsprechenden Teile korrekt nachbildet zum optischen Ganzen des Modells beiträgt.

Farbgebung und Beschriftung

Die Farbgebung ist wohl als das einfachste an dieser wirklich hoch komplexen und toll gelungenen Fahrzeugkonstruktion zu erachten. Obwohl die Farbaufteilung schon konstruktiv vorgegeben ist, rückt die Bedruckung des Modells absolut in den Vordergrund und auch diese wird den bekannten Brawa-Grundsätzen absolut gerecht. Als Betriebsnummer wurde die 57 1390 ausgewählt und zwischen dem Führerhaus und dem Lokschild ist kein farblicher Unterschied zu erkennen. Die Befestigungsschrauben sind über silberne Punkte nachempfunden. Selbiges gilt auch für den DB-Keks und die Anschriften für die BD Nürnberg und das Bw Bayreuth. Kurios erscheint nun aber die Angabe des letzten Untersuchtungsdatums mit 4.11.65, wiewohl die Vorbildmaschine schon am 10. März 1965 von der DB kassiert wurde.

Beleuchtung

Brawa hat sein Modell mit warmweißen LEDs ausgestattet. Der Lichtstrahl wird über Lichtleitkörper in die korrekt umgesetzten DB-Reflexionsglaslampfen mit im Glas exakt nachgebildeten Rillenmuster. Allerdings erweist sich durch diese konstruktive Lösung die Leuchtkraft des dritten Spitzenliches auf der Rauchkammertüre etwas schwächer. Am rückwärtigen Führerhausdach befindet sich ebenfalls ein LED-Leuchtkörper, der während der Fahrt strahlt.


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